Klaus Mühlfried ist pensonierter Lehrer, 67 Jahre alt und darf sich jetzt "Doktor" nennen. Dr. Mühlfried hat einen Sohn: Florian. Der ist 34 und wurde auch Doktor - zeitgleich mit seinem Vater. "Das haben wir nicht abgesprochen", sagt Vater Klaus. Aber ein wenig skurril sei die Situation schon gewesen, als er und sein Sohn bei der Promotionsfeier der Universität Hamburg direkt nacheinander aufgerufen wurden.

Klaus Mühlfried, ursprünglich Germanist, jetzt Doktor der Kunstgeschichte, war 1994 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst entlassen worden und begann nach langer Krankheit zwei Jahre später das Studium der Kunstgeschichte. 1997 wirkte er an einer Ausstellung über den deutschen Architekten Martin Haller mit. Das gab den Anstoß zu seiner Doktorarbeit. Das Thema: "Die Architektur Martin Hallers in Hamburg".

Florian Mühlfried hat nach dem Abitur Ethnologie studiert und im selben Fach die Doktorwürde erhalten. In seiner Arbeit erörtert er die Eß- und Trinkkultur Georgiens und deren Beitrag zur Bildung von Nationalidentität und Geschlechterrollen. Die gemeinsame Zeit auf dem Campus war für beide zunächst befremdlich. "Wir haben versucht, unser Studium weitestgehend getrennt voneinander zu absolvieren und uns nicht auf die Füße zu treten. Aber dennoch haben wir sogar zwei Vorlesungen zusammen besucht", erzählt Florian Mühlfried. Auch hätten Vater und Sohn einen gewissen Gedankenaustausch bei ihrer Arbeit an den Dissertationen betrieben und sich gegenseitig "inspiriert", so Klaus Mühlfried.

Während der Vater in seinem Ruhestand kunstgeschichtliche Artikel für Fachzeitschriften aus dem Raum Hamburg schreiben will, plant der Sohn seine Akademiker-Laufbahn: "Zunächst werde ich in Georgien unterrichten und mich später um einen Lehrstuhl am Max-Planck-Institut für Ethnologie in Halle bewerben."