Der Cern (Conseil Europeen pour la Recherche Nucleaire) wurde 1954 als Rat für europäische Kernforschung im Westen von Genf (Schweiz) von zwölf europäischen Staaten gegründet. Er ist das weltweit größte Forschungszentrum für Teilchenphysik, erlaubt Einblicke in kleinste und größte Dimensionen - und bereichert unseren Alltag: Ihm verdanken wir zum Beispiel das World Wilde Web (www), neue Krebstherapien und moderne bildgebende Verfahren in der Medizin.

20 Länder sind jetzt an diesem außergewöhnlichen Labor beteiligt, dessen jährliches Budget 776 Millionen Euro beträgt - jeder fünfte Euro kommt dabei aus Deutschland. Ständig arbeiten 2400 Menschen hier, die gemeinsam mit mehr als 7000 Gastwissenschaftlern an diesem Zentrum forschen. Der Cern ist quasi eine kleine Uno. Aus 85 Ländern kommen die Teilchenphysiker, Ingenieure, Techniker, Mathematiker, Handwerker, Meteorologen, Chemiker, Kryotechniker, Biologen oder Sekretärinnen - für sie ist der Cern ihr Arbeitsplatz, für einige auch Lebensmittelpunkt.

Mit dem neuen Large Hadron Collider (LHC), der einhundert Meter unter der Erde, in Frankreich, auf der Grenze zum Schweizer Kanton Genf verläuft, suchen die Wissenschaftler Antworten auf zentrale Fragen der Menschheit: Woher kommen wir? Wie entstand das All? Was hält die Materie zusammen? Gibt es eine Weltformel? Wie sieht die Zukunft aus?

Vor allem hoffen sie, mit dem jetzigen Versuch das Teilchen zu finden, das erklärt, warum die Elementarteilchen Masse haben. Es handelt sich um das Higgs-Teilchen. Dafür bauten sie den längsten und kältesten Kühlschrank der Welt, die Betriebstemperatur beträgt minus 271 Grad Celsius. Nur diese tiefen Temperaturen erlauben es, die 1232 Magnete mit einer Stromstärke von 13 000 Ampere zu beschicken und so in dem 27 Kilometer langen Ringbeschleuniger ein Magnetfeld zu erzeugen, das 100 000-fach stärker ist als das der Erde. Und ein so starkes Magnetfeld ist nötig, damit die Teilchenstrahlen im LHC auf der Spur bleiben. Sonst würden sie ausbrechen, den Beschleuniger zerstören und dann im Erdreich verschwinden.