Etwa 1,5 Millionen Tonnen des rötlichen Metalls könnten im Südbrandenburger Boden stecken. Das zeigen Gesteinsproben, die bereits zu Zeiten der DDR genommen wurden.

Dr. Jürgen Kopp, Dezernatsleiter im Brandenburgischen Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, sitzt vor seinem Mikroskop und betrachtet Anschliffe von Gesteinen. Er freut sich, denn was er sieht, sind dünne Bänder und bohnenförmige Einschlüsse von Kupfersulfiden, die goldrötlich aus dem dunklen Gestein, dem Kupferschiefer, herausleuchten. Die Proben stammen von Bohrkernen aus über 1000 Meter Tiefe, die schon in DDR-Zeiten aus dem brandenburgisch-sächsischen Grenzgebiet in der Nähe von Spremberg erbohrt worden sind. Sie könnten die Basis bilden für einen neuen Erzabbau in der Lausitz.

Hunderte Bohrungen sind damals in den Lausitzer Boden abgeteuft und im Bohrkernlager Wünsdorf (Brandenburg) eingelagert worden. Sie erzählen die Geschichte einer armen Region, die reich an Bodenschätzen ist. Die Geologen glauben, dass im Boden unter dem südlichen Brandenburg mindestens 100 Millionen Tonnen Erz mit einem Metallinhalt von etwa 1,5 Millionen Tonnen reinem Kupfer lagern.

Von dieser Menge waren zumindest DDR-Geologen ausgegangen, die in den 60er-Jahren Probebohrungen durchführten. Damals wurde aber noch in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt Kupfer abgebaut, sodass man die Spremberger Lagerstätte nicht unbedingt benötigte. Außerdem wäre eine Förderung zu teuer gewesen. So geriet die Lagerstätte über Jahre in Vergessenheit.

"Nach der Wende ist sie wegen angeblich zu geringer Metallgehalte und ihrer zu tiefen Lage im Untergrund schlechtgeredet worden", meint Kopp. Doch jetzt wird der Rohstoff Kupfer immer wertvoller, und man denkt daran, die Vorräte auszubeuten.

"Derzeit hat die Spremberger Kupferlagerstätte einen Marktwert von mehr als acht Milliarden Euro. Wenn man sich vorstellt, dass in jedem Pkw mehr als 20 Kilogramm Kupfer enthalten sind, dann liegt es nahe, dass der Preis weiter steigen wird", sagt der Brandenburger Geologe. Allein der wachsende Bedarf der aufkommenden Industriestaaten wie Indien und China wird den Preis weiter in die Höhe treiben.

Auch der deutsche Kupferbedarf steigt kontinuierlich. Mehr als eine Million Tonnen Kupfererze und -konzentrate im Wert von 1,5 Milliarden Euro importierte Deutschland im Jahr 2006. Davon kommen weit über zwei Drittel aus südamerikanischen Ländern wie Chile, Peru oder Argentinien. Allein aus Chile, wo sich die größten Kupferminen der Welt befinden, importiert Deutschland jedes Jahr Kupfer im Wert von einer halben Milliarde Euro. Das Kupfererz wird am Hamburger Hafen ausgeladen und zur Norddeutschen Affinerie gebracht. Hier wird aus den Erzen und -konzentraten durch Verhüttung und Elektrolyse das sehr reine Kathodenkupfer gewonnen (Kupfergehalt: 99,999 Prozent).

Doch warum holt man den Rohstoff vom "anderen Ende der Welt", wenn er auch in Deutschland zu finden ist? Unter dem brandenburgischen Spremberg und dem sächsischen Weißwasser liegt in 800 bis 1500 Meter Tiefe das größte Kupfervorkommen Deutschlands. Vor Kurzem erteilte das brandenburgische Landesamt für Bergbau und Geologie der Firma Minera S.A. mit Sitz in Panama die Berechtigung für die Erkundungsarbeiten dieses "Kupferschatzes".

Mit den neuen Bohrungen sollen die Ergebnisse aus der DDR-Zeit bestätigt und das bestehende Bohrnetz verdichtet werden. Denn bevor ein Investor eine Milliarde Euro in ein Kupferbergwerk mit tiefen Schächten und langen Tunneln investiert, muss er natürlich erst einmal feststellen, wie viel Kupfer unter der Erde liegt. Zwar haben konkurrierende Firmen Widerspruch gegen die Genehmigung eingelegt, doch bleibt der Geschäftsführer der Kupferschiefer Lausitz GmbH, Dr. Eike von der Linden, zuversichtlich. "Wir gehen davon aus, dass die verwaltungsrechtlichen Fragen im Frühjahr 2008 aus dem Weg geräumt sind und wir dann unverzüglich mit den Erkundungen beginnen können."

Die zukünftige Lausitzer Mine könnte ähnlich aussehen wie jetzt schon die zum gleichen Kupfergürtel gehörende Mine von Polkovice in Polen. Der 175 Quadratkilometer große Untertageabbau weiter östlich der Lausitz ist eine sehr ähnliche Lagerstätte wie die in Lausitz vermutete. In einem kilometerlangen Labyrinth von Gängen und Stollen fahren dort ultraflache Schaufelbagger und bringen den durch kontrollierte Sprengungen aus dem Gestein gelösten Kupferschiefer in einen Brecher, in dem er zu handlichen Stücken gebrochen wird. Erst dann wird er über Förderbänder ans Tageslicht gebracht. In einer riesigen Aufarbeitungsanlage wird dann Kupferkonzentrat gewonnen.

Thomas Hölandt, Chefeinkäufer von der Norddeutschen Affinerie, wäre froh, wenn seine Firma ihr Rohkupfer zumindest anteilig aus Deutschland beziehen könnte. "Wenn wir Konzentrate aus Spremberg bekämen, wäre das sehr gut, weil wir eigentlich keine Konzentrate in Deutschland haben. Und da der Weltmarkt für Kupferkonzentrate sehr umkämpft ist, ist es schön, wenn man einheimische Quellen hat", sagt Hölandt.

Durch die Kombination von knappem Angebot und hoher Nachfrage hat sich der Kupferpreis in den vergangenen drei Jahren vervierfacht. Und diese Entwicklung wird weitergehen, denn der Hunger nach Kupfer ist weltweit riesengroß. Beste Voraussetzungen also, um auch in Deutschland eine rentable Mine zu betreiben.

Diese Aussichten lassen die Menschen in der strukturschwachen, von Arbeitslosigkeit gebeutelten Region auf neue Arbeitsplätze im Bergbau hoffen. Und so träumen die meisten Spremberger - 5000 Jahre nach der Kupfersteinzeit - von einer neuen "Kupferzeit" in der Lausitz.