Kraken öffnen mit ihren Armen zugeschraubte Gläser, Elefanten erkennen sich im Spiegel, Papageien können rechnen, Buschhäher wissen, dass ihre Artgenossen Diebe sind. Aktuelle wissenschaftliche Forschungen belegen, dass viele Tiere zu Denkleistungen fähig sind, die man bisher nur Menschen und Menschenaffen zugetraut hat. Zahlreiche Experimente mit Tieren zeigen, dass die Wurzeln der Kognition offenbar viel weiter zurückreichen und verbreiteter sind, als lange Zeit angenommen wurde, und dass Intelligenz beileibe nicht nur dem Menschen vorbehalten ist. Das berichtet die Zeitschrift "National Geographic Deutschland" in der März-Ausgabe.

Nicht nur Schimpansen und Orang-Utans bauen Werkzeuge, mit denen sie Termiten aus ihrem Bau angeln. Ornithologen beobachteten Krähen, die Drähte zu Haken biegen, um an Futter zu gelangen. Buschhäher zeigen eine ausgeklügelte Vorratshaltung, die weit über das herbstliche Nüsse- und Eicheln-Verbuddeln hinausgeht: Sie wissen, wann sie ein Stück Futter versteckt haben, und holen es heraus, ehe es verdirbt. Die Häher planen auch für den nächsten Tag. Sie legen Futter beiseite, selbst wenn sie noch hungrig sind.

1999 verblüffte der Border-Collie Rico die Zuschauer der TV-Sendung "Wetten, dass . . ?" mit seinem Vokabelwissen zu verschiedenen Spielzeugen. Max-Planck-Wissenschaftler kamen nach Tests mit Rico zu dem Schluss, dass er Wörter so schnell wie ein Kleinkind speichern kann und zum Erlernen die gleichen angeborenen Fähigkeiten nutzt.

Was manche Border-Collies können, schaffen nicht einmal Schimpansen. Wenn begabte Hunde dieser Rasse, wie die berühmte Betsy aus Österreich, ein Wort ein- oder zweimal hören, dann wissen sie bereits, dass das Lautmuster etwas Bestimmtes bedeutet. Auch können sie Gegenstände anhand von Fotos suchen und finden. Dass Hunde die menschliche Kommunikation verstehen, ist eine relativ junge Neuerung der Evolution, vermutlich entstanden durch die vielen gemeinsam verbrachten Jahrhunderte.