Blutung außer Kontrolle" - unter diesem Motto steht das diesjährige Symposium des Gynäkologicums Hamburg, das morgen mit mehr als vierhundert Teilnehmern in Hamburg stattfindet. Hauptthema sind Blutungsstörungen bei Frauen. "Insbesondere geht es dabei um die Ursachenforschung", sagt Dr. Adolf Gallinat. Gynäkologe in der Tagesklinik Altonaer Straße, die sich mit Spezialisten aus mehreren Praxen 2002 zum Gynäkologicum Hamburg zusammengeschlossen hat.

"Mit am häufigsten betroffen von solchen Störungen der Monatsblutung sind Frauen im Alter zwischen 45 und 55 Jahren mit den beginnenden Wechseljahren", sagt Dr. Anne Schwenkhagen, Spezialistin für gynäkologische Endokrinologie. Meistens liegt es daran, dass die Eierstockfunktion langsam nachlässt. "Der typische rhythmische Ablauf der Hormonproduktion im weiblichen Zyklus findet nicht mehr statt. Es wird ständig Östrogen gebildet, was dazu führt, dass die Gebärmutterschleimhaut immer dicker wird. Irgendwann bricht die Hormonproduktion zusammen und es kommt zu starken andauernden Blutungen", sagt Dr. Schwenkhagen. Ob die Blutung hormonelle Ursachen hat, lässt sich meist durch eine Ultraschall- oder Hormonuntersuchung klären und kann dann eventuell durch vorübergehende Hormongaben behandelt werden.

"Zeigen sich im Ultraschall andere Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Myome, Polypen oder Hinweise auf bösartige Tumoren, besprechen wir diese Fälle mit den Kollegen aus der Tagesklinik", so Schwenkhagen. Dabei wird geklärt, ob zur weiteren Diagnostik eine Spiegelung der Gebärmutter erforderlich ist oder ob eine Operation nötig ist.

"Unsere Aufgabe ist es dann, bösartige Erkrankungen wie zum Beispiel Tumoren in der Gebärmutter oder am Gebärmutterhals auszuschließen", sagt Gallinat. Dafür wird das entnommene Gewebe von Dr. Volker Scotland, Pathologe im Gynäkologicum, untersucht, der auch Hormonstörungen an der Gebärmutterschleimhaut feststellen kann. "Hormone hinterlassen Spuren an der Gebärmutterschleimhaut, sodass ich genau erkennen kann, in welchem Zyklusabschnitt die Patientin sich befindet und ob eine hormonelle Über- oder Unterversorgung vorliegt", so Scotland. Falls eine Operation nötig ist, setzen die Gynäkologen schonende minimal invasive Techniken ein. "Auch Gebärmutterentfernungen können wir damit durchführen, sodass die Patientinnen noch am gleichen Tag nach der Operation wieder nach Hause können", sagt Gallinat.

"Die Behandlung der Blutungsstörungen erfolgt bei uns nach einem Stufenschema", betont Dr. Andreas Salfelder, ebenfalls Gynäkologe in der Tagesklinik. "Wenn die Hormontherapie ausgereizt ist, untersuchen wir, ob sich die Blutung durch die operative Beseitigung von Myomen und Polypen stoppen lässt. Wenn das nicht hilft, können wir mit speziellen Methoden die Gebärmutterschleimhaut veröden. Als letzte Maßnahme würden wir die Gebärmutter operativ entfernen. Dabei versuchen wir, den Gebärmutterhals zu erhalten, um die Becken- bodenmuskulatur der Patientin zu schonen."

Ein weiteres großes Thema der Tagung ist die Diagnostik von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten bei Ungeborenen im Mutterleib. "Mit modernen Ultraschallverfahren können wir schon beim Ungeborenen erkennen, ob eine Lippenspalte vorliegt und ob Kiefer und Gaumen mitbetroffen sind", sagt Dr. Boris Schulze-König vom Pränatalzentrum des Gynäkologikums. "Wenn wir eine solche Fehlbildung feststellen, schalten wir auch die Humangenetiker des Pränatalzentrums ein, weil Gesichtsspalten mit Chromosomanomalien einhergehen können, und stellen für die Eltern den Kontakt zu Prof. Thomas Kreusch in der Asklepios-Klinik Nord her, einem Spezialisten für die Operation solcher Fehlbildungen. Die Eltern sind von einer solchen entstellenden Fehlbildung sehr schockiert und brauchen dann oft intensive Beratung und eventuell auch psychologische Betreuung." Er betont aber auch, dass solche Fehlbildungen gut behandelbar sind. Zu den Behandlungsmöglichkeiten wird Kreusch auf der Tagung einen Vortrag halten.