Wie werden Informationen in einer Zelle und zwischen Zellen ausgetauscht? Was läuft bei Krebserkrankungen falsch? Mit welchen Substanzen kann man in Zukunft vielleicht gezielt in die Steuerungsmechanismen eingreifen?

"Die Frage, wie entstehen die Signalnetze in und zwischen den Zellen, ist der Schwerpunkt auf der Tagung der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie. 500 Wissenschaftler, Biochemiker, Molekularbiologen, Immunologen, Mikrobiologen und Mediziner treffen sich vom 16. bis zum 19. September in Hamburg", sagt Prof. Georg W. Mayr, Direktor des Zentrums für Experimentelle Medizin am Uniklinikum Eppendorf (UKE).

Mit dem Biochemiker Prof. Ulrich Hahn vom Fachbereich Chemie der Uni leitet der Biochemiker und Mediziner die Tagung, zu der namhafte Experten aus den USA anreisen.

Unter ihnen Robert A. Weinberg, einer der weltweit führenden Krebsforscher. Weinberg hat vor 30 Jahren das erste menschliche Krebsgen entdeckt. Er fand auch als Erster Gene, die die Entwicklung eines Tumors hemmen, ("Tumorsuppressor-Gene"). "Seine besondere Leistung besteht allerdings darin, dass er gezielt künstliche Krebszellen hergestellt hat. Damit war eine wichtige Voraussetzung geschaffen, um Krebs im Labor, also in der Petrischale zu erforschen", sagt Prof. Mayr. Für seine außerordentliche Forscherleistung wird Robert Weinberg, der mit vier weiteren Forschern das Whitehead-Institute (Massachussetts) begründete, auf der Tagung mit der Otto-Warburg-Medaille geehrt.

"Grundsätzlich werden wir uns damit auseinandersetzen, wie kann man Zellen, die aus dem Gleichgewicht geraten sind, wieder ins Gleichgewicht bringen?", erläutert der UKE-Forscher. Zwar könne man die Abfolge der Aminosäuren, die zu einem bestimmten Eiweiß verknüpft werden, heute relativ leicht aus dem Bauplan, der Genomsequenz, herauslesen, aber es gebe noch viel Unklarheit. "Erst wenn wir verstehen, wann welche Eiweiße wo in Aktion treten, werden wir auch neue Strategien im Kampf gegen Krebs, Stoffwechselstörungen oder Demenzerkrankungen entwickeln, neue Medikamente maßschneidern können", betont Prof. Mayr.

Um diesen Kosmos zu erkunden, setzen die Forscher vielfältige Methoden ein. Prof. Stefan W. Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, wird den Tagungsteilnehmern sein neues Verfahren für die Lichtmikroskopie vorstellen. Mit seiner Technik lässt sich die Auflösung des Lichtmikroskops, die aufgrund der Lichtbeugung eigentlich nicht kleiner als 200 Nanometer sein kann, extrem verkleinern, sodass deutlich mehr molekulare Details in Zellen sichtbar werden.

Damit stieß Prof. Hell mit dem Lichtmikroskop in die Nanowelt vor "das ist einfach sensationell, eine Revolution in der zellbiologischen Forschung", sagt Mayr. Diese Innovation wurde vergangenes Jahr mit dem Zukunftspreis der Bundespräsidenten ausgezeichnet. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Mikroskope auf den Markt kommen.