Uwe Schneider setzt auf die Robinie. Der dornige Baum spielt eine wichtige Rolle in der Forschung des Bodenkundlers von der Brandenburgischen Technischen Uni Cottbus. Mit seinem Chef Reinhard Hüttl und dem Kollegen Dirk Freese entwickelt Schneider Methoden, mit denen die Bauern im Osten Deutschlands die durch den Klimawandel häufiger werdenden Dürren meistern können.

Robinien kommen mit Trockenperioden besser als andere Pflanzen zurecht. Zwar verlieren auch sie manchmal ihre Blätter. Sobald aber Regen fällt, wachsen sie und treiben neu aus. Pappeln und Weiden erholen sich nur schlecht von Dürren oder gehen ein. Bauen die Bauern auf schlechten Böden, die kaum Wasser speichern können, Robinien an, können sie aus dem Holz Energie gewinnen.

Der Energieversorger Vattenfall unterstützt seit zwölf Jahren ein Pilotprojekt zum Robinienanbau auf den für die Mark Brandenburg typischen Sandböden. Nach vier Jahren erntet man das erste Holz. Aus dem Stock treiben die Robinien nach, drei Jahre später erntet der Bauer erneut. Mit jeder Dreijahresperiode wachsen die Wurzeln, die Holzernte wird jedes Jahr größer. Und das Düngen kann man sich sparen, weil die Robinie eine Leguminose ist. Diese Pflanzen, zu denen auch Erbsen und Bohnen gehören, wandeln den Stickstoff der Luft in ihren Wurzeln zu Stickstoffverbindungen um, die sie zum Wachsen brauchen. Leguminosen wie die Robinie wachsen daher ohne Stickstoffdünger kräftig. Rund 140 Hektar Robinienwald will die Uni Cottbus mit Vattenfall und einer Agrargenossenschaft bis 2008 anlegen, die ersten Robinien-Bauern gibt es bereits.

Mit der Bonner Universität und kleineren Unternehmen entwickeln die Forscher Methoden, die normalen Ackerfrüchten helfen, mit Dürren fertig zu werden. Da gibt es Kaliumhumate, die aus Braunkohle gewonnen werden. Mischt man diese Substanz in den Ackerboden, stimuliert sie das Wachsen der Pflanzenwurzeln. Gibt es im Boden mehr Wurzeln, nutzt die Pflanze das Wasser effizienter und leidet weniger unter längeren Dürren.

Mischt der Bauer künstliche und natürliche Substanzen in die Krume, können sandige Böden Humus anreichern und Wasser besser speichern. Diese Substanzen quellen bei Regen stark auf, speichern viel Wasser und retten so vielleicht die Feuchtigkeit des Winters in trockene Sommer hinüber.

Probleme haben Bauern auch mit langen Dürreperioden im Frühjahr, wenn wie in diesem April der Regen fast vollständig ausfällt. Gibt es nur Schauer, keimt die Saat zwar, später aber vertrocknen die Pflänzchen. Die Forscher aus Cottbus untersuchen die Eigenschaften von Saatgut, das in eine winzige Kapsel eingeschlossen wird, deren Zusammensetzung Betriebsgeheimnis ist. Nur wenn der Boden tief durchfeuchtet ist, löst die Kapsel sich auf, und die Pflanze keimt.

Auch die Gentechnologen des Max-Planck-Instituts in Potsdam-Golm arbeiten an Methoden, den Dürren Paroli zu bieten. Sie suchen in den Urformen der Nutzpflanzen Eigenschaften, die in jahrtausendelanger Zucht verloren gingen, und wollen sie zurückübertragen.

Und eine weitere Methode wird in der Niederlausitz getestet. Reihen von Bäumen werden im Abstand von 24 Metern gepflanzt. Der Baum braucht sechs Meter Platz, 18 Meter bleiben zwischen den Reihen, um Weizen oder Mais anzubauen.

Der Trick des Agroforst-Systems: Im Schatten der Bäume bleibt der Boden länger feucht, jeder Waldspaziergänger kennt das. Die Pflanzen überstehen die Dürren umso besser, je näher sie bei den Bäumen stehen. Um das System zu optimieren, verringert der Forscher den Abstand zwischen den Reihen auf zwölf Meter. So liegt der Ackerstreifen besser im Schatten. Auch experimentieren die Wissenschaftler mit der Ausrichtung der Reihen: Gibt es bessere Ernten, wenn die Bäume von Nord nach Süd gepflanzt werden und so austrocknende Winde aus West und Ost bremsen? Oder sollten die Bäume besser von Ost nach West gepflanzt werden, um Schatten in der Mittagshitze zu bieten?

Die schattenspendenden Bäume sollen Robinien sein. Erntet der Bauer im Dreijahresrhythmus, kann er mit dem Holz sogar noch seinen Energiebedarf decken.