Hamburg. Wir wissen nur wenig über unsere Vorfahren, die viele Tausend Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung in Europa lebten. Einige waren große Künstler. Noch heute staunen wir über die mindestens 15 000 Jahre alten Zeichnungen von Auerochse, Pferd und Hirsch, verewigt an den Wänden der Höhle von Lascaux in der Dordogne (Frankreich). Oder wir bewundern die Hüttenbauten unserer Ur-Urahnen aus der Stein- und Bronzezeit. Vor 6000 Jahren lebten sie zum Beispiel am Bodensee im ufernahen Sumpf, deckten ihre Pfahlbauten mit Schilf und schützten die Böden mit Lehm und Baumrinden gegen Feuchtigkeit.

Wie selbstverständlich sind alle davon ausgegangen, dass die frühen Europäer eine ähnlich helle Haut hatten wie wir heute. Aber wer hohe Kultur mit heller Hautfarbe verbindet, pflegt nur ein Vorurteil. Von dem sollten wir uns schleunigst verabschieden, zitiert die "Zeit" in ihrer aktuellen Ausgabe die US-Anthropologin Heather Norton: "Die weiße Haut entstand lange nach der Ankunft des modernen Menschen in Europa."

Und die Indizien geben ihr recht. Denn als sicher gilt: Die ersten Menschen der Gattung Homo sapiens kamen aus dem östlichen Afrika, wo dunkle Haut besser vor der Sonne schützt und ihrer gefährlichen UV-Strahlung.

Aber es kommt noch stichhaltiger. Denn Genforscher haben neuerdings weitere Belege für die These vom "Schwarzen Kontinent Europa" aufgespürt. Die Erbgut-Variante für die weiße Haut, die wie ein Defekt im Gen-Baukasten wirkt, weil sie die Pigmentzellen mit dem Farbstoff Melanin unterversorgt, ist menschheitsgeschichtlich ungewöhnlich jung. Das haben sie mit statistischen Methoden ausgerechnet. Andernfalls hätten sich im Laufe der Generationen deutlich mehr Varianten eingeschlichen, als Hellhäutige heute haben. Das Urteil der Molekularforscher: Hellhäutigkeit gibt es keinesfalls länger als 12 000 Jahre, vielleicht sogar erst seit 6000 Jahren.

Der Überlebensvorteil mit heller Haut muss in Europa enorm gewesen sein. Vielleicht dauerte es nur hundert Generationen, bis alle Europäer weiß waren.

Und sollte einem Bleichgesicht das nicht passen, dann bleibt ihm nur, sich darüber schwarzzuärgern.