Ein Klon-Skandal jagt den nächsten: Jetzt soll Ian Wilmut, gefeiert als Vater des Klon-Schafes "Dolly", vor einem Untersuchungsausschuß in Edinburgh zugegeben haben, daß er nicht der Vater des weltberühmten Klon-Schafes sei. Vielmehr gebühre diese Ehre seinem Kollegen Dr. Keith Campbell. Der Zellbiologe und Embryologe ist Mitarbeiter in diesem Klon-Projekt. Er hätte somit eigentlich auch als Erstautor genannt werden müssen. Doch dieses Privileg hatte sich Wilmut offenbar gesichert - und erntete so auch den Ruhm.

Denn auf Grund der Veröffentlichung in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" im Februar 1997 wurde der Embryologe Ian Wilmut zum Leiter des Instituts für Regenerative Medizin am Roslin Institute an der University of Edinburgh befördert und erhielt zahlreiche Preise - darunter im vergangenen Jahr auch den mit 100 000 Euro dotierten Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis. Dieser angesehene Wissenschafts-Preis wird knapp zur Hälfte vom Bundesgesundheitsministerium bezahlt. Schon damals hatten sich Gegner dieser Preisverleihung darüber empört, daß Ian Wilmut den Preis erhielt. So kritisierte beispielsweise der Ärzteverband Marburger Bund, daß ein Forscher deutsche Steuergelder erhalte, obwohl dessen Klon-Vorhaben in Deutschland mit Strafe bedroht seien. Wilmut hatte kurz zuvor angekündigt, menschliche Embryonen klonen zu wollen. Doch die Stiftung hielt an dem Kandidaten fest. Seine Grundlagenforschung, die zu einer neuen Methode des Klonens und zum Klon-Schaf "Dolly" führte, sei wegweisend gewesen.

Diese Begründung scheint nach allem, was jetzt über die Rolle von Wilmut bei der Herstellung von "Dolly" bekannt wird, zumindest fragwürdig. Dennoch sieht die Paul-Ehrlich-Stiftung keinen Grund, ihre Entscheidung zu revidieren. "Das ist kein Thema mehr für die Stiftung", sagt Dr. Monika Mölders von der Paul-Ehrlich-Stiftung. Die Uni Edinburgh kommentiert den Vorgang nicht. Sie verweist darauf, daß das Verfahren erst im Mai abgeschlossen wird.