Kongreß: 3500 Experten. Immer mehr und vor allem ältere Patienten profitieren von neuen Techniken der Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation.

Rasant verbessern sich die Techniken der Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation, wie der im CCH tagende Jahreskongreß der europäischen Gesellschaft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation (EBMT) zeigt. Auf dem Kongreß, der am vergangenen Sonntag eröffnet wurde, beraten bis morgen rund 3500 Experten aus Europa, Rußland, Australien, China und den USA über ihr Fach.

"Immer mehr und immer ältere Patienten profitieren von dieser Therapie", sagt der Chefarzt der Abteilung für Hämatologie des Krankenhauses St. Georg, Prof. Norbert Schmitz. Er ist Präsident des Jahreskongresses. So sei die Zahl derjenigen gestiegen, die mit eigenem Knochenmark bzw. eigenen Blutstammzellen behandelt werden können. 2004 waren es in Europa bereits rund 14 800 Patienten. "Gerade unter diesen Patienten finden sich viele Menschen, die über 65 Jahre alt sind", so Schmitz. "Denen hätten wir in den Anfängen, also vor gut 40 Jahren, gar nicht helfen können."

Helfen konnten die Mediziner auch rund 7400 Patienten, von denen etwa 4000 Spenden von ihren Geschwistern bekamen, der Rest von Fremden. "Da es aber immer weniger Kinder gibt, gibt es auch zunehmend weniger Geschwister, die meist ideale Spender sind", sorgt sich Schmitz. Die Ärzte müssen somit in Zukunft verstärkt Wege finden, um Fremdspender schneller aufzuspüren. Hilfreich dabei ist, daß bestimmte Gewebetypen möglicher Spender in einigen Gegenden häufiger anzutreffen sind als andere Gewebetypen. Auf der Suche nach einem Spender müßte man also nicht ganz Europa gleichmäßig abgrasen.

Findet sich trotz intensiver Suche kein geeigneter Spender, "muß man in einigen Fällen auf Zellen von Vater oder Mutter zurückgreifen und diese so manipulieren, daß das Transplantat verträglich wird", sagt Schmitz und schränkt zugleich ein, daß diese aufwendige Technik noch längst nicht optimal sei. Sie könnte aber dazu beitragen, daß es irgendwann für jeden Patienten einen geeigneten Spender gibt - heute seien es rund 80 Prozent, denen geholfen werden könne.

Um Spendenbereitschaft müssen sich diese Mediziner keine Sorgen machen. Sie ist im Vergleich zu Organspenden deutlich höher. Dazu hat auch ein neues Verfahren beigetragen. Statt dem Spender unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm zu entnehmen, schluckt der Spender ein Wachstumshormon. Es bewirkt, daß Blutstammzellen aus dem Knochenmark in das Blut ausgeschwemmt werden. Eine Blutspende reicht dann, um die begehrten Verwandlungskünstler zu gewinnen. "Bis zu drei Viertel aller Spender in Deutschland entscheiden sich für diese Art der Spende", weiß Prof. Schmitz.

Der Traum aller Mediziner ist, gezielt nur die Krebszellen zu vernichten. Um dieses Ziel zu erreichen, werde gegenwärtig vieles ausprobiert, so Schmitz. "Denn trotz aller Fortschritte werden noch immer auch gesunde Zellen vernichtet."

Informationen im Internet:

Kongreß: www.akm.ch/ebmt2006

Hintergrund: www.science-connections.com