Messungen: Computermodelle erstmals bestätigt

"Ein Alarmzeichen für die Politik kann man das nennen", kommentiert Detlef Quadfasel vom Institut für Meereskunde der Hamburger Universität die neuen Hiobsbotschaften über den Golfstrom, gerade erschienen im renommierten Wissenschaftsmagazin "Nature" (Band 438). Danach schwächelt der für unser Klima so wichtige Wasseraustausch. Berechnungen dazu hatte es schon lange gegeben. Jetzt haben Messungen dies auch erstmals bestätigt: In der Tiefe wird der Strom schwächer.

Harry Bryden und seine Kollegen vom britischen Nationalen Ozeanzentrum in Southampton haben im Jahr 2004 zwischen den Bahamas und der Sahara auf dem 25. Breitengrad nachgemessen, wieviel Wasser dort in verschiedenen Tiefen durch den Atlantik strömt. Als sie ihre Daten mit anderen Messungen aus den Jahren 1957, 1981, 1992 und 1998 verglichen, fanden sie zunächst beruhigend, daß der Golfstrom sich kaum verändert hat. In 3000 bis 5000 Meter Tiefe aber hatte sich der Kaltwasserstrom vom nördlichen Eismeer nach Süden praktisch halbiert. Gleichzeitig haben sich die Wasserströme, die vom Golfstrom aus im Kreis wieder in die Karibik zurückfließen, kräftig verstärkt. Insgesamt wälzt der Nordatlantik heute 30 Prozent weniger Wasser um als 1957, rechnen die Autoren aus.

Der genaue Wert ist unsicher. Sicher aber ist: Die Klimaerwärmung hat den Tiefenwasserstrom aus dem Eismeer bereits erheblich geschwächt. Bryden schätzt, daß heute statt 20 Milliarden Liter nur noch 14 Milliarden Liter Kaltwasser nach Süden fließen. Während ein Teil des "fehlenden" Wassers in den Subtropen kreist, dürfte auch der Nordatlantikstrom schwächer geworden sein. Nur den hat bisher niemand genau gemessen.

Noch funktioniert die Warmwasserheizung Europas, auch wenn sie schwächer geworden ist. Ob sie wie im Katastrophenfilm "The Day after Tomorrow" plötzlich komplett ausfällt, ist unter Forschern umstritten.