Wassersuchhunde: Speziell ausgebildete Leichenspürhunde finden verunglückte Menschen sogar in Wassertiefen von 30 bis 40 Metern.

Unfall im Badesee: Ein 68jähriger ist spurlos verschwunden. Die herbeigerufenen Rettungstaucher der Feuerwehr und der DLRG suchen erfolglos nach dem Opfer. Mit fortschreitender Zeit wird die Ahnung zur Gewißheit - der Mann ist ertrunken. Wie bei diesem Beispiel eines Unfalls an einem Maschener Baggersee kann nun ein vierbeiniger Spezialist ins Spiel kommen: einer der vielleicht zwei Dutzend Wassersuchhunde, die in Deutschland erfolgreich ihren Dienst tun.

Im Maschener See nahm "Bonny", eine siebenjährige Schäferhündin der Polizeidirektion Oldenburg, die Spur des Ertrunkenen auf. Zusammen mit ihrem Hundeführer wurde sie im Rettungsboot über den See zum vermuteten Unglücksort gefahren. Tatsächlich zeigte sie mit Bellen an, daß sie die Leiche riechen konnte. Nach zwei weiteren Fahrten, die das Ergebnis bestätigten, stiegen Taucher ins Wasser und fanden den Verunglückten - in zwölf Meter Wassertiefe.

In strömungsfreien Gewässern können Wassersuchhunde sogar Tote orten, die in 30, 40 Meter Tiefe liegen. "Es gibt viele Erklärungsversuche, was genau der Hund riecht", sagt Michael Kaswig, der in Waldkirch im Breisgau zehn Wasserspürhunde im Einsatz hat und seinen Dienst kostenlos anbietet. "Mich hat keiner überzeugt - ich weiß es nicht."

Manche Experten gehen davon aus, daß die Hunde Hautschuppen, Haare oder ähnliches wahrnehmen. Dagegen spricht, daß eine Vielzahl von Badegästen eine riesige Menge solcher Partikel hinterlassen haben und der Hund trotzdem die Spur der Leiche findet. Wahrscheinlicher ist die These, daß die Hunde Verwesungsgase wittern. Allerdings ist es auch schon gelungen, Verunglückte zu finden, die nur relativ kurze Zeit in recht kaltem Wasser lagen, so daß die Verwesung kaum eingesetzt haben kann - wie im Fall des Maschener Sees, der zum Unfallzeitpunkt Ende Mai zwölf Grad "warm" war.

Bei der Auswahl eines Kandidaten, der die Leichensuche im Wasser in einer halb- bis einjährigen Ausbildung erlernen soll, schaut sich der private Hundetrainer Kaswig vor allem dessen Halter an, findet heraus, wie belastbar dieser ist. "Die Wassersuche ist oft sehr aufreibend. Nicht selten stehen Angehörige am Ufer."

Mensch und Hund sind ein Team, das nur erfolgreich sein kann, wenn beide Partner gute Arbeit leisten. "Den Hunden bringen wir ihre Aufgabe schon bei", sagt Kaswig. Dazu verwendet er Leichentücher aus verschiedenen Materialien. Wie bei anderen Suchhunden auch, wird die Spürnase auf den Geruch des Suchobjekts konditioniert. Selbst wenn dieser nur schwach ist, kann der Hund ihn unter anderen Gerüchen wahrnehmen. So können Drogenhunde selbst dann noch Rauschmittel aufspüren, wenn diese in einem Schinken versteckt sind.

Allerdings unterscheidet sich der Job eines Wassersuchhundes von dem eines vierbeinigen Drogenfahnders. Letzterer arbeitet regelmäßig, vielleicht 20 Minuten und darf sich dann ausruhen. Ein Wassersuchhund steigt vielleicht ein-, zweimal die Woche ins Boot, muß dann aber stundenlang durchhalten. Und im Gegensatz zu Landeinsätzen von Leichensuchhunden kann der "See-Hund" sich dem Geruch nicht nähern, sondern ist darauf angewiesen, daß ihn die Menschen zum richtigen Ort bringen. Da den Zweibeinern jedoch die feine Nase fehlt, fahren sie den Hund regelmäßig von der Stelle des stärksten Geruches wieder fort.

Da Wasserleichen nach kurzer Zeit selbständig auftauchen, könnten die Polizisten eigentlich einfach abwarten. Der Einsatz eines Hundes empfehle sich besonders an Gewässern, wo viele Badende oder Spaziergänger sich aufhalten, sagt Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion des Landkreises Stade. "Auch verunglückte Kinder sind ein besonders sensibles Thema."

Die Oldenburger Diensthündin "Bonny" arbeitet seit Sommer 2004 als Wassersuchhund und macht ihre Sache so gut, daß sie gerade Verstärkung erhielt. "Rettungstaucher bestätigen uns, daß der Hund eine große Hilfe ist", sagt Bernhard Heilker, Leiter der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Oldenburg. Gerade seien fünf weitere Leichenspürhunde für den Einsatz im Wasser ausgebildet worden. Seit Juli hat das Land Niedersachsen nun sechs Wassersuchhunde.

Informationen im Internet :

www.wassersuchhunde.de