Spurensuche: Der Hamburger Professor Siegfried Schoppe ist sicher, das legendäre Atlantis gefunden zu haben - im Schwarzen Meer

Das sagenumwobene Atlantis hat es gegeben, und es lag im Schwarzen Meer. Das behauptet Siegfried Schoppe, Wirtschaftswissenschaftler und Dozent an der Universität Hamburg.

Atlantis wird das erste Mal schriftlich vor etwa 2400 Jahren in den Texten von Plato erwähnt. Der griechische Philosoph beschreibt Atlantis als ein Land (Kontinent), das vor etwa 12 000 Jahren mit einer hochentwickelten Landwirtschaft und Kultur existiert haben soll. Die Hauptstadt stand mit ihrem Palast und einem Poseidontempel auf einem niedrigen Hügel. Drei Wasserkanäle, für Schiffe zugänglich, umgaben die Stadt. Die Atlanter zeichneten sich durch ihre Bauwerke aus und lebten in Reichtum und Frieden. Dann zerfiel die Kultur langsam durch Gier und Neid. Die Texte Platos berichten von der Strafe Zeus, dem griechischen Göttervater, der Atlantis durch Erdbeben und Überschwemmungen im Meer versinken ließ.

Plato liefert in seiner Geschichte geografische Details, die Anlass für viele Vermutungen und Bücher darüber geben, wann und wo Atlantis "an einem Tag und in einer Nacht" im Meer versunken ist. Atlantis, auch oft als "achter Kontinent" bezeichnet, wird seitdem in vielen Meeren vermutet und gesucht: im Atlantik, an der spanischen Südküste und im Mittelmeer. In den 90er-Jahren brachte ein nordfriesischer Pastor sogar Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland mit Atlantis in Verbindung.

Und nun will ein Wirtschaftswissenschaftler den wahren Standort Atlantis gefunden haben. "Seit der Schulzeit hat mich Atlantis interessiert", sagt Schoppe. Im Altgriechisch-Unterricht las er zum ersten Mal Platos Texte. Seitdem konnte er sich nicht damit abfinden, dass es Atlantis nicht gegeben haben soll. "Für mich war relativ früh klar, dass Atlantis zwischen 12 000 und 3000 Jahren v. Chr. existiert haben muss, also nach dem Ende der Eiszeit und bevor die Ägypter mitgeschrieben haben." Weiter grenzt Schoppe das Zeitfenster auf 8000 bis 3000 v. Chr. ein. Archäologische Funde belegen, dass die Anfänge der Landwirtschaft erst in der Mittelsteinzeit liegen. "Denn ohne Landwirtschaft kann es eine Kultur wie Atlantis nicht gegeben haben."

Seine Doktorarbeit über Agrarpolitik und die folgende Habilitation über Wirtschaftssysteme verstärkten sein Interesse an Wirtschaftsgeschichte. "Irgendwann habe ich festgestellt: es fehlt etwas. Die Schrift entsteht plötzlich 3000 v. Chr. in Ägypten - völlig fertig. Oder 3200 v. Chr. bei den Sumerern - auch völlig fertig." Schoppe beschreibt dies als ein "Missing Link" der Schrift. Für ihn ein weiterer Hinweis, dass Angehörige einer Kultur "plötzlich irgendwo auftauchen". Ein Zufall half ihm dann bei der Suche weiter. 1999 las der Dozent eine Veröffentlichung der Geologen Walter Pitman und William Ryan. In dieser nennen sie die Daten und Gründe für das Kippen des Schwarzen Meeres von einem Süßwassersee zu einem Salzwassermeer. Anhand von Messmethoden konnte die Ursache, der Durchbruch des Bosperus, auf 5500 Jahre v. Chr. datiert werden. Von diesen Ergebnissen erzählte Schoppe seinem Sohn und Co-Autor Christian Schoppe. "Er kam auf die Idee, das dies die Antwort auf die Fragen sein könnte, wann und warum Atlantis untergegangen ist." Christian sei seit frühester Kindheit durch die Geschichten seines Vaters von Atlantis fasziniert. "Es muss eine gigantische Katastrophe gewesen sein. Der Höhenunterschied beider Meere betrug 120 Meter. Eine Ansiedlung hätte diesen einbrechenden Wassermassen nicht standhalten können, sie wäre untergegangen. Als wir diese Idee hatten, fingen wir an zu recherchieren. Was gibt es an archäologischen Fakten, was gibt es geologisch dazu zu sagen? Wir lasen in der Mythologie und in den Religionen, so sind wir alle Wissensgebiete durchmarschiert." Vater und Sohn sind anhand ihrer Ergebnisse zu dem Schluss gekommen, dass Atlantis im Nordwesten des Schwarzen Meeres liegt. Reste der Insel seien immer noch zu sehen: die etwa 18 Hektar große ukrainische Schlangeninsel. Die Insel ist aus Buntsandstein, so dass die geologischen Schichten teilweise auch heute noch zu erkennen sind. Die unterschiedlich gefärbten Gesteinschichten hätten Atlantis die Nationalfarben verliehen, die Plato in seinen Texten nennt: rot (durch Kupfer), weiß (Kalkschichten) und schwarz (Schieferanteil).

Den Beweis seiner Theorien muss der Professor allerdings (vorerst) schuldig bleiben. "Die Reste von Atlantis liegen unter mehreren meterdicken Schichten Biomasse. Die gesamte Flora und Fauna des einstigen Süßwassersees und der vergangenen 7500 Jahre liegen auf der Insel", sagt Schoppe. Aber das ist nicht das Problem. Die Schlangeninsel ist seit Jahren militärisches Sperrgebiet. Ein Betreten oder archäologische Untersuchungen sind zurzeit nicht möglich.

Weitere Informationen : "Atlantis und die Sintflut", Christian M. und Siegfried G. Schoppe, Verlag Books on Demand, Norderstedt. ISBN 3-8334-1391-3, 20 Euro.

Informationen im Internet :

www.atlantis-schoppe.de