Anders als auf Abbildungen reckten langhalsige Dinosaurier ihre Hälse vermutlich nicht ständig in hohe Baumwipfel. Denn um das Blut mehrere Meter...

Anders als auf Abbildungen reckten langhalsige Dinosaurier ihre Hälse vermutlich nicht ständig in hohe Baumwipfel. Denn um das Blut mehrere Meter hoch in den Kopf zu pumpen, hätte das Herz gewaltig groß sein müssen. Roger Seymour von der Universität Adelaide (Australien) sieht noch einen anderen Aspekt: Mit nach oben gerecktem Hals hätte ein Saurier die Hälfte aller Nahrungsenergie für seinen Blutfluss aufwenden müssen, argumentiert er in den "Biology Letters" der britischen Royal Society. Bei einem Mamenchisaurus mit neun Meter langem Hals hätte sich ein hochgereckter Kopf elf Meter über dem Herzen befunden. Bei dem Brachiosaurus-Skelett im Naturhistorischen Museum in Berlin liege der Kopf neun Meter über der Stelle, an der das Herz saß. Um in dieser Haltung nicht sofort ohnmächtig umzukippen, hätte der Saurier einen Arterienblutdruck von 750 Millimetern Quecksilbersäule (mmHg) haben müssen, rechnet der Paläontologe vor. Zum Vergleich: Giraffen haben "nur" einen Blutdruck von bis zu 400 mmHg, etwa das Zweifache des Durchschnittswertes bei Säugetieren. Der systolische Blutdruck eines gesunden Menschen liegt etwa bei 120 mmHg. Die Herzwandung eines langhalsigen Dinos mit derartig hohem Blutdruck hätte fünfmal dicker, das Herz 15 Mal schwerer sein müssen als bei einem gleich großen Tier mit einem Blutdruck von 100 mmHg. Zu den Platz- und den mechanischen Problemen komme der hohe Energieverbrauch. Für Giraffen - die ihre Hälse aufrecht tragen, aber viel kleiner sind - haben Forscher errechnet, dass sie knapp ein Fünftel der Nahrungsenergie für die Aufrechterhaltung des Blutdrucks nutzen. Energetisch sinnvoller für Dinos sei es gewesen, den Hals maximal einige Grad über die Horizontale zu bewegen. Damit hätten die Saurier immer noch alles bis in sechs Meter Höhe fressen können - ohne ernsthafte Herzprobleme zu haben.

Seymour meint, ein Meterschritt nach vorn habe dem Saurier mehr Futter in Reichweite gebracht als das Anheben des Kopfes um einen Meter. Die Halsstellung der Langhälse wird unter Wissenschaftlern nach wie vor debattiert. Einige vermuten, die riesigen Pflanzenfresser hätten zusätzliche Pumpstationen im Hals gehabt oder ein spezielles Blut, das leichter aufstieg.