NASA-Visionär Puttkamer über die Pläne im All und seine Sorgen um Deutschland.

Jesco von Puttkamer ist ein Mann der Visionen und trotz seiner 70 Jahre ein Mann, der die Zukunft fest im Blick hat. Der NASA-Manager - gestern anlässlich des 25. Geburtstages der Zeitschrift "P.M.-Magazin" in Hamburg - schaut mit Begeisterung in Richtung Mars, aber voller Sorgen nach Deutschland. "Ein Land, das keine Visionen hat, ist ein Land, in dem die Jugend keine Zukunft hat", sagte der 1933 in Leipzig geborene und in München aufgewachsene Wissenschaftler. Mit Sorge betrachtet er, dass sich Deutschland fast vollständig aus der bemannten Raumfahrt zurückzieht. "Ich rate Deutschland dringend, auf den Zug wieder aufzuspringen", sagt von Puttkamer. "In China wurde gerade der erste Kosmonaut wie ein Volksheld gefeiert", so von Puttkamer und fügt hinzu: "Genau so etwas braucht Deutschland." Ein Ruck der Begeisterung müsse durch das Land gehen. Jesco von Puttkamer, der nach seinem Maschinenbaustudium in Aachen 1961 zu Wernher von Braun und dem Apollo-Programm der NASA stieß, glaubt fest daran, dass der Mensch den Weltraum weiter erobern wird. Derzeit ist er zwar mit für den Betrieb der erst in vier bis fünf Jahren vollständigen Internationalen Raumstation ISS verantwortlich - doch Jesco von Puttkamer ist mit seinen Ideen längst beim unserem Nachbarplaneten Mars. "Wir werden dort auf jeden Fall landen - so sicher, wie jeden Morgen die Sonne aufgeht." Die Frage, wann allerdings genau der Mensch auf dem Nachbarplaneten landen wird, hängt - so räumt von Puttkamer ein - von der Politik ab. "Unser Ziel ist es, zum 50. Jahrestag der Mondlandung von Apollo 11 auf dem Mars zu sein." Bereits jetzt ist eine Armada von - unbemannten - Forschungssonden auf dem Weg zum Mars. Von Weihnachten an nehmen Europa, die USA und Japan den Roten Planeten mit sechs Sonden wissenschaftlich in die Zange. "Wenn wir auf Dauer wirklich kein größeres Leben finden sollten, werden wir uns daran machen, den Mars umzuformen und aus dem roten einen grünen Planeten machen", sagt von Puttkamer. So ein Prozess, bei dem die Atmosphäre verändert wird, könne ein Jahrhundert dauern, doch am Ende gebe es eine Fluchtmöglichkeit für die Menschheit im All - falls der Erde einmal etwas zustoßen würde. Doch das ist noch nicht einmal das Wichtigste: Viel entscheidender ist für den NASA-Visionär die Horizont- und Bewusstseinserweiterung der bemannten Raumfahrt. "Diese Horizionterweiterung tut auch Gutes für die Erde", meint Puttkamer - und sie würde auch Deutschland gut tun.