Fishlabs sucht nach neuen Verbreitungswegen - so könnten etwa kostenlose Spiele über Werbung finanziert werden.

Von den Produkten der Firma Fishlabs dürfte der Großteil der Winterhuder noch nie gehört haben. Dabei produziert das junge Unternehmen für einen Massenmarkt: 2,6 Milliarden Mobiltelefone werden 2009 weltweit im Umlauf sein, in 90 Prozent der deutschen Haushalte gibt es laut Branchenverband Bitkom wenigstens ein mobiles Telefon. Seit vier Jahren stellt Fishlabs in einer unscheinbaren Halle in einem Winterhuder Hinterhof Spiele für Mobiltelefone her. Im Innern des Gebäudes wird konzentriert gearbeitet. In dem Großraumbüro sitzen junge Männer vor Flachbildschirmen, auf den Tischen türmen sich Arbeitspläne, Konzeptzeichnungen, Designvorlagen. Fast ausnahmslos alle Programmierer wurden direkt von der Fachhochschule Wedel, Fachbereich Medieninformatik, rekrutiert. Frauen sind allerdings nicht zu entdecken.

Obwohl die Produkte meist schon wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung millionenfach um die Welt gehen, fristen Handy-Games hierzulande ein Schattendasein. Gerade 5,8 Prozent der deutschen Spieler wählen ihr Mobiltelefon als Plattform für Spiele. "Deutschland ist der schwierigste Markt für Handy-Games", klagt Geschäftsführer Michael Schade. Bislang hafte den Mobile Games ein eher zweifelhafter Ruf an. Kein Wunder: Auf den einschlägigen Download-Seiten der Netzbetreiber finden sich meist nur alte Bekannte wie die Moorhühner oder Pac-Man sowie lieblos produzierte Spielumsetzungen aktueller Kino-Blockbuster. Ausprobieren kann man die Spiele meist nicht, die Werbeplätze im Fernsehen teilen sie sich mit nervtötender Klingeltonwerbung. Dass die Kosten für einen Spieldownload übers Handy oft nicht transparent sind, schreckt mögliche Kunden ab.

"Das liegt nicht an den Kosten für das Spiel, sondern an den Verbindungspreisen", sagt Schade. Ein Spiel koste meist um die fünf Euro. Mit einer ungünstigen Tarifoption könnten jedoch zehn oder 15 Euro für einen Download zusammenkommen. Manchmal würde einem statt eines einzigen Spiels oft gleich ein Abonnement angedreht, das nur schwer wieder zu kündigen sei.

Schade und seine Firma sind angetreten, eingefahrene Marktstrukturen durcheinanderzuwirbeln. Fishlabs hat sich auf qualitativ hochwertige Handy-Games spezialisiert. Mobiltelefone der neuesten Generation machen Spiele auf dem Niveau von Sonys mobiler Playstation PSP möglich. Ein Problem sind die vielen Handy-Modelle: "Von einem 3-D-Spiel müssen wir etwa 30 Versionen programmieren, von einem 2-D-Game sogar bis zu 300", so Schade. Denn häufig bestehen die Netzbetreiber darauf, dass ein Spiel auf allen Plattformen lauffähig sei. "Wir als Entwickler können die Möglichkeiten moderner Plattformen dann nicht ausschöpfen."

Deshalb sucht sein Team nach neuen Verbreitungswegen, notfalls an den Netzbetreibern vorbei. So könnte man die Spiele kostenlos abgeben und über Werbung finanzieren. Schon jetzt kann man Fishlabs-Spiele von der Firmen-Webseite auf den PC herunterladen und von dort aufs Handy installieren. Vorteil: Die Übertragungskosten entfallen, und man kann das Spiel vor dem Kauf ausprobieren.

Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Handyspiel-Plattform N-Gage, die auf vielen Nokia-Geräten vorinstalliert ist. "Die Zukunft gehört Spielen für mehrere Spieler sowie innovativen Spielideen. Hier ist das Handy klar im Vorteil", erklärt Sven Morawek, Business Manager Games bei Nokia. So lassen sich moderne Handys problemlos über drahtlose Verbindungen wie Bluetooth und WLAN oder das Mobilfunknetz verbinden. Beim N-Gage-Spiel "Reset Generation" können Handy- und PC-Spieler sogar plattformübergreifend gegeneinander antreten. In N-Gage-Spielen erzielte Punkte werden in internationale Online-Ranglisten eingetragen. "Mit ,Dirk Dagger and the Fallen Idol', einer Art mobilem Detektivspiel, haben wir einen Titel, der die eingebaute Kamera in das Spiel einbindet", schwärmt Morawek. Und über die in Handys eingebauten Sensoren können Flipper-Kugeln oder Spielfiguren durch Bewegung gesteuert werden. Selbst die Navigationsantennen von GPS-Handys werden zum Spielzeug: Sie kommen in virtuellen Schnitzeljagden zum Einsatz. "Gerade Nutzer, die sich nicht als Spieler sehen, werden verstärkt auf mobile Telefone als Spielplattform zurückgreifen."

"Das Handy wird für kommende Generationen die zentrale Medien-Plattform", glaubt auch Michael Schade. So wie man schon heute rund um die Uhr mit dem PC online sei, werde dies dank entsprechender Flatrates künftig auch bei mobilen Geräten der Fall sein. Gerade Vielbeschäftigten komme die leichte Zugänglichkeit und schnelle Verfügbarkeit entgegen. "Der Reiz an Handy-Games liegt unter anderem darin, dass Sie überall innerhalb von fünf Sekunden mitten im Spiel sein können - das ist so auf keinem PC und auf keiner Konsole möglich."