Erstmals wird die deutsche Gebärdensprache (DGS) in einem elektronischen Wörterbuch erfasst. 8,55 Millionen Euro werden in den kommenden 15 Jahren...

Erstmals wird die deutsche Gebärdensprache (DGS) in einem elektronischen Wörterbuch erfasst. 8,55 Millionen Euro werden in den kommenden 15 Jahren in dieses ehrgeizige Projekt der Uni Hamburg und der Akademie der Wissenschaften in Hamburg fließen. Das Geld geben Bund und Land je zur Hälfte. "Insgesamt werden mindestens zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen, da die Uni dem Institut für Gebärdensprache noch Sach- und Personalmittel stellt", sagte Akademie-Präsident Prof. Heimo Reinitzer gestern bei der Vorstellung der Pläne. Es sei das größte geisteswissenschaftliche Projekt, das je "in Hamburg an Land gezogen worden ist".

Bei der linguistischen Erforschung der Gebärdensprache, die erst 2000 als Sprache anerkannt wurde, nimmt das Hamburger Institut seit seiner Gründung 1987 eine Pionierrolle ein. Es war das erste in Deutschland, das sich der Verbreitung und Erforschung dieser visuellen Sprache widmete, die in Deutschland mindestens 100 000 Menschen sprechen.

Ziel ist zunächst, gebärdensprachliche Daten zu erfassen. Daher werden von 2009 an in zehn Städten die Gebärden von 250 bis 300 Gehörlosen mit Videos aufgezeichnet. "Damit wollen wir die Vielfalt der Gebärden in Deutschland wirklich erfassen, schließlich gibt es auch in der Gebärdensprache Dialekte", erläuterte Prof. Christian Rahtmann. Der DGS-Muttersprachler vom Institut für Gebärdensprache ist der erste Gehörlose auf einem deutschen Lehrstuhl.

Die 400 Stunden Filmmaterial bilden die Grundlage, um das elektronische Wörterbuch zu erstellen. Sie werden mithilfe einer eigens entwickelten Datenbank verarbeitet und analysiert. Dabei können Interessierte das Wachsen des Wörterbuchs im Internet beobachten - und kommentieren. Nach fünf Jahren soll ein Grundwortschatz stehen, so Prof. Siegmund Prillwitz, der das Institut an der Uni gründete und lange leitete. Schließlich soll es 6000 Gebärdeneinträge enthalten.


www.sign-lang.uni-hamburg.de