Games mal anders: ohne Installation, läuft auf jedem Rechner mit Internetzugang und kostet nichts.

Sie wollen Herrscher eines eigenen Universums werden? Der Grundstein dazu ist im Handumdrehen gelegt. Knapp zwei Minuten dauert es, bis die erste Metallmine auf Ihrem neuen Heimatplaneten die Arbeit aufnimmt. Zwei Mausklicks und fünf Minuten später stehen auch die Kristallmine und das Solarkraftwerk. Der Einstieg in das Browser-Spiel "Ogame" ist kinderleicht. Sie finden es kostenlos im Internet unter www.ogame.de und können es ohne Installation einfach im Browser-Fenster spielen. Das funktioniert auch mit älteren Computern und langsameren Internet-Verbindungen. Denn was Sie in Ogame auf dem Bildschirm sehen, sind lediglich Texte und Standbilder Ihres Imperiums. Trotzdem sind in Deutschland ungefähr 400000 Spieler mit von der Partie - weltweit sogar weit über drei Millionen.

Ogame ist das erfolgreichste Browser-Spiel der Welt. Entwickelt wurde es von der Gameforge AG in Karlsruhe. Dort arbeiten zurzeit 40 Mitarbeiter in den früheren Hallen einer ehemaligen Brauerei an immer neuen Versionen ihres Erfolgsprodukts, das inzwischen in 16 Sprachen verfügbar ist - auch in Türkisch, Russisch und Chinesisch. "Vor allem in der Türkei haben wir eine riesige Fan-Gemeinde", berichtet Vorstand Klaas Kersting (26). "Einer unserer Spielleiter vor Ort musste schon mal die Spielkonten (Accounts) eines Familienvaters sperren, weil über dessen Computer das halbe Dorf mitgespielt hat. Dadurch geriet die ganze Spielbalance durcheinander."

In nur drei Monaten wurde das Spiel entwickelt Entwickelt wurde das Spiel vor vier Jahren vom Diplom-Informatiker Alexander Rösner (36) quasi im Alleingang innerhalb von drei Monaten: "Nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda entstand dann eine derart große Spielergemeinschaft, dass das Projekt kommerziell fortgesetzt wurde." Finanziert wird das Spiel alleine durch Werbung und sogenannte "Premium-Accounts", die ohne Werbeeinblendungen auskommen und größere Postfächer haben. Über Diskussionsforen und Chats tauscht sich die Spielergemeinschaft aus. Hier werden Taktiken geschmiedet und Überfälle schon mal für vier Uhr morgens angesetzt. Denn im Spieluniversum von Ogame steht die Zeit nicht still. Wer nicht regelmäßig nach dem Rechten sieht, hat keine Chance. Das Suchtpotenzial ist enorm, obwohl oder gerade weil das meiste in den Köpfen der Spieler abläuft. Im Gegensatz zu grafisch eindrucksvollen Online-Spielen wie "World of Warcraft" überlässt Ogame vieles der Fantasie seiner Spieler. Die sind auch nicht faul, gründen mächtige Handelsallianzen und entwickeln damit das ursprüngliche Spielkonzept auf eigene Faust weiter. Klaas Kersting berichtet sogar stolz von 20000 blinden Spielern in Deutschland, die Ogame spielen können - dank spezieller Hilfsprogramme, die ihnen die Bildschirmtexte vorlesen.

Professor Dr. Jürgen Fritz (61) von der Fachhochschule Köln hat das Phänomen der Browser-Spiele wissenschaftlich untersucht. Nach einem Jahr Ogame-Spielen kommt der Medienforscher zu dem Schluss, "dass Ogame für viele Spieler eine virtuelle Heimat darstellt, in der sie nur durch strategisches Denken, geschicktes Ressourcenmanagement und große Zeitinvestitionen überleben können. Somit simuliert Ogame quasi Arbeitsprozesse und ist damit auch ein Spiegel unserer Leistungsgesellschaft." Das trifft im Wesentlichen auch auf die meisten kommerziellen Online-Spiele, wie World of Warcraft, zu, die weltweit ebenfalls von Millionen gespielt werden. Im Direktvergleich haben Browser-Spiele trotz schwächerer Grafik und simplerer Spielkonzepte aber wesentliche Vorteile. Sie sind in der Regel kostenlos und können ohne Installation an jedem Computer mit Internetzugang gespielt werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie auch an vielen Arbeitsplätzen laufen.

Die Welt der Browser-Spiele beschränkt sich nicht auf Weltraumschlachten. Alleine im deutschsprachigen Raum werden mehrere Hundert Browser-Spiele verschiedenster Art angeboten - vom Fußball-Manager bis zum mittelalterlichen Ritterspiel. Eines der ganz neuen heißt "Fame4u" (www.fame4u.net) und richtet sich vornehmlich an weibliches Publikum. Hier geht es um Mode, Musik und darum, ein Star zu werden. Ob dieses Spiel eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Ogame schreibt, steht in den Sternen.

Zum beliebten Browserspiel Ogame gehören auch Schlachten im Universum. Die Spieler bauen nach und nach Flotten mit schwerer Bewaffnung auf.

\* Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Computer-Bild-Spiele".