Können Neutrinos schneller sein als das Licht? Die spektakulären Ergebnisse von 2011 haben eine potentielle Fehlerquelle. Die Messungen der Opera-Kollaboration wurden womöglich durch ein schief sitzendes Kabel verfälscht.

Hamburg. Die scheinbar sensationellen Ergebnisse ihres Experiments stellen Einsteins Relativitätstheorie infrage. Nun, fünf Monate nachdem sie erstmals Teilchen gemessen hatten, die womöglich schneller flogen als das Licht, haben Physiker der Opera-Kollaboration mitgeteilt, dass bei ihren Messungen zwei Fehler aufgetreten sein könnten. Einer davon habe vielleicht dafür gesorgt, dass die Geschwindigkeit der sogenannten Neutrinos zu hoch eingeschätzt wurde – der andere dafür, dass sie zu niedrig bewertet wurde.

Was im Detail schief gelaufen sein könnte, erläuterte gegenüber dem Abendblatt Prof. Caren Hagner von der Uni Hamburg. Sie hat mit ihrem Team einen Teil des Detektors gebaut, der die Neutrinos erfasst. Er steht in einem unterirdischen Labor in den Abruzzen; die Teilchen werden 730 Kilometer entfernt am Cern losgeschickt. Um die Distanz und die Flugzeit hochgenau zu messen, nutzen die Opera-Forscher am Zielort Satellitenempfänger und eine Atomuhr. Deren Signale überträgt ein acht Kilometer langes Kabel zum Detektor unter der Erde.

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„Es deutet einiges darauf hin, dass das Kabel am Detektor schief angesteckt war“, sagte Hagner. „Das könnte die Daten so verfälscht haben, dass die Geschwindigkeit der Neutrinos schneller erschien.“ Außerdem sei es versäumt worden, eine nötige Korrektur an einer Art Taktgeber am Detektor vorzunehmen. Das wiederum ließ die Teilchen womöglich langsamer erscheinen. Würden beide Effekte berücksichtigt, wären die Neutrinos genauso schnell gewesen wie Licht, aber nicht 60 milliardstel Sekunden schneller, wie es zwei Messungen ergeben hatten. Zwischen März und Mai wollen die Opera-Forscher ihre Messungen wiederholen – bereinigt um die möglichen Fehler.

Mehr über das Opera-Experiment: www.abendblatt.de/neutrinos