Goldegg. Goffin-Kakadus bauen Werkzeuge und tricksen, um an Futter zu kommen

Goffin-Kakadus nutzen Werkzeuge, um komplexe Probleme zu lösen. Das können nur wenige Tiere. Die Papageien bewahren sogar Hilfsmittel auf und verwenden sie erneut. Wissenschaftler am Goffin Lab am Messerli Forschungsinstitut in Niederösterreich erforschen seit 2012 die kognitiven Prozesse der Kakadus und verstehen immer besser, wie erstaunlich intelligent die Papageienart ist. Die Vögel seien in vielen Prozessen auf dem geistigen Niveau eines bis zu vierjährigen Kindes, sagt Forscherin Alice Auersperg.

Die Wissenschaftler fanden in den vergangenen Jahren heraus, dass Goffin-Kakadus (Cacatua goffiniana) komplexe Probleme quasi wie im Flug meistern. So stellen sie Werkzeuge aus Stöckchen her und nutzen sie, um an kaum erreichbares Futter zu gelangen. Auch werfen sie Steine in eine Apparatur, um darin etwas kollabieren zu lassen, was wiederum eine Nuss herausfallen lässt. Dazu sind nur wenige andere Tiere wie manche Primaten und Neukaledonische sowie Hawaiianische Krähen fähig. „Noch in den 60ern wurde geglaubt, dass eines der definierenden Attribute der menschlichen Spezies sei, Werkzeuge zu benutzen“, sagt Auersperg.

Ein Goffin-Kakadu könne aber noch mehr. Er lerne, ein Werkzeug je nach Situation effizient einzusetzen, bei Bedarf sichere er es mit dem Fuß oder bewahre es für spätere Gelegenheiten auf. „Die Papageienart handelt strategisch, um Zeit und Kraft zu sparen“, erklärt Auersperg. „Die Vögel sind Opportunisten und wägen Kosten und Nutzen ab.“ Die von ihnen gebastelten Werkzeuge seien gerade lang genug, um an die jeweilige Nuss heranzukommen. Da es sich hier um komplexe Denkprozesse handele, lasse sich von Intelligenz sprechen.

Mehrmals hätten die Kakadus das Team ausgetrickst. Die Papageien hätten beispielsweise Boxen geöffnet, indem sie Schrauben lösten – dabei sollten sie eigentlich mit einem Werkzeug an die Nuss kommen.

Die Kakadus verhalten sich teils ähnlich wie Neukaledonische Krähen. Diese haben aber eine genetische Veranlagung für den Gebrauch von Werkzeugen, die sie sehr häufig bei der Futtersuche nutzen. Für die aus Indonesien stammenden Goffin-Kakadus gilt das nicht. Deshalb vermuten die Forscher, dass sich die Papageien das Know-how selbst aneignen und ihre Bewegungsmuster anpassen, um mit Werkzeug ans Ziel zu gelangen. Sobald sie durch Probieren eine Lösung gefunden haben, ändern sie ihr Verhalten nicht mehr. „Die Kakadus können sich in verschiedenste Probleme einarbeiten“, sagt Auersperg.