Tirschenreuth.

Nach fast 100 Jahren soll es in Deutschland wieder Habichtskäuze außerhalb eines Nationalparks geben. Im Steinwald in der Oberpfalz (Bayern) wird in der kommenden Woche eine Gruppe junger Tiere ausgewildert. Zuvor wurden die kleinen Vögel einige Wochen lang in einem Freilandgehege an das Klima und die Mäusejagd gewöhnt, wie Johannes Bradtka, Vorsitzender des Vereins für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB), erläutert. Der letzte freilebende Habichtskauz war vermutlich 1926 im Böhmerwald geschossen worden.

Die kleinen Habichtskäuze, die jetzt ausgewildert werden sollen, stammen aus dem Nationalpark Bayerischer Wald. Nur dort und in Zoos gibt es noch diese Vögel. Der Habichtskauz sei eine sogenannte Leitart, in deren Umfeld sich auch andere Lebewesen wie Amphibien, Molche, Spechte, Insekten und Moose ausbreiten, sagt Bradtka. Der Habichtskauz fühlt sich in Mischwäldern besonders wohl, mit einer Spannweite von bis zu 125 Zentimetern ist er der größte Kauz Mitteleuropas. Die Auswilderung dauere bis zu drei Wochen. Dafür werde das Gehege geöffnet, sodass die Käuze hinaus- und hineinfliegen könnten. Anfangs würden die Tiere zudem in der Dämmerung noch gefüttert, um zu lernen, dass sie eben in der Dämmerung auf Mäusejagd gehen müssten. Die Jungvögel sollen sich möglichst schon im kommenden Frühjahr vermehren.