Hamburg. Die beiden hellen Gestirne am Sternenhimmel über Hamburg begegnen sich in den Morgenstunden des 20. Juli.

Erst vor wenigen Tagen begann der Sommer mit der „Sonnenwende“. Die Sonne hat ihre nördlichste Position erreicht und der längste Tag liegt nun bereits hinter uns. Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang kann sich über dem Westhorizont der Lichtpunkt Jupiter gegen die Abenddämmerung behaupten und wird als erstes Gestirn sichtbar, gewissermaßen als „Abendstern“. Jupiter sinkt im Juli immer tiefer und verkürzt seinen Auftritt drastisch. Zu Monatsbeginn ist er noch bis nach Mitternacht zu sehen und am Monatsende nur noch bis etwa 23 Uhr, bevor er zusammen mit dem Sternbild Jungfrau untergeht.

Freundlich grüßt uns bereits am 1. Juli der zunehmende Mond links neben Jupiter. Abend für Abend wird unser treuer Begleiter rundlicher, bis zum Vollmond am 9. Juli im Sternbild Schütze. Typisch für den Sommer schleicht der kugelrunde Mond selbst um Mitternacht tief im Süden entlang. Sobald es nach 23 Uhr schon dunkler geworden ist, zeigt sich über dem Südhorizont ein weiterer Planet. Es ist der Ringplanet Saturn, der auch nach Mitternacht noch zu sehen ist. Saturn leuchtet gelblich im Sternbild Schlangenträger, nahe der Grenze zum Tierkreissternbild Schütze. Bereits in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli zieht der zunehmende Mond nur zwei Grad nördlich an Saturn vorbei.

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Wenn auch Jupiter und Saturn in diesem Monat am Abendhimmel die Hauptrolle spielen, so sollten wir noch einen kleinen, für unsere Augen unsichtbaren Zwergplaneten erwähnen, der in unserem Sonnensystem weit draußen – am Rande der Finsternis – seine Bahn zieht: Pluto. Zwar gilt er seit wenigen Jahren nicht mehr als Hauptplanet, trotzdem ist er zu einem der spannendsten Ziele der Forschung geworden: weit draußen, jenseits von Saturn und Neptun raste vor genau zwei Jahren die NASA Raumsonde „New
Horizons“ an dem fernen Zwergplaneten vorbei und offenbarte uns einen der ungewöhnlichsten Himmelskörper im Sonnensystem: eiskalt, aber erstaunlich abwechslungsreich.

Pluto steht am 10. Juli in Opposition zur Sonne und damit in diesem Monat die ganze Nacht an unserem Himmel. Er ist im nordöstlichen Teil des Sternbildes Schütze allerdings nur mit größeren Teleskopen als winziger Lichtpunkt zu identifizieren.

Viel höher und auffälliger leuchten die hellsten Sterne des Sommers – Arktur und Wega. Bei Anbruch der Nacht stehen sie ungefähr gleich hoch: Arktur im Südwesten und Wega hoch im Osten. Das Licht des rötlich-orangen Arktur benötigt 37 Jahre zu uns, und von Wega immerhin 26 Jahre. Da diese beiden Sonnen somit zu unseren Nachbarsternen gehören und Arktur 150-mal und Wega immerhin 50-mal leuchtkräftiger als unsere Sonne ist, erklärt sich leicht, warum diese beiden Lichter unseren sommerlichen Nachthimmel dominieren. Tatsächlich sind Arktur und Wega sogar die hellsten Sterne des nördlichen Sternenhimmel. Der viel hellere Sirius steht ja südlich des Himmelsäquators und gehört damit dem südlichen Sternenhimmel an.

Wega fast dreimal so groß wie unsere Sonne

Wega, hellster Stern im kleinen Sternbild Leier, ist nach unserer Sonne der für die Astronomie wohl wichtigste Stern. Wer Wega jetzt am Nachthimmel sieht, der muss sich vorstellen, dass dieser kleine Lichtpunkt fast dreimal so groß wie unsere Sonne ist. Wie die Sonne ist sie ein heißer Gasball – aber mit 10.000 Grad noch heißer als unser Tagesgestirn. Während Arktur in den Juli-Nächten Stunde für Stunde immer tiefer sinkt, steigt Wega auf Richtung Zenit und steht immer höher über unseren Köpfen. Zusammen mit Deneb und Atair bildet Wega das „Sommerdreieck“ – ein riesiges gleichschenkeliges Sternendreieck, das wir jetzt die ganze Nacht sehen können.

Sommerliche Milchstraße

Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße. Nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter, zeigt es sich in seiner vollen Pracht. Die sommerliche Milchstraße zieht sich vom Südhorizont vom Schützen steil empor über die Sternbilder Adler, vorbei an Atair, durch das Sternbild Schwan an Deneb vorbei bis nach Norden. Wer die sieben Sterne des „Großen Wagens“ sucht, der findet sie „Rechts von Arktur“ im Westnordwesten. Sie bilden den hellsten Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär“.

Im Laufe der Nacht steigt im Nordosten die Zick-Zack-Linie des „Himmels-W“ (Kassiopeia) empor, während auf der anderen Seite des Nordsterns der Große Wagen zum Nordwesthorizont sinkt.

Schon sind im Osten die ersten Sterne des Herbstes emporgestiegen: Der Pegasus – das „Herbstviereck“ und daran anschließend die Sternenkette der Andromeda.

Die Nächte enden glanzvoll

Glanzvoll enden die Nächte im Juli, denn unser Nachbarplanet Venus erstrahlt in der Morgendämmerung im Osten. Venus klettert im Juli im Tierkreissternbild Stier immer höher – während unsere Sonne an Höhe verliert – deshalb wächst der Sichtbarkeitszeitraum und die Höhe der Venus über dem Horizont merklich an. Bereits zweieinhalb Stunden vor Sonnenaufgang geht der helle „Morgenstern“ Ende Juli auf.

Highlights dieser „Morningshow“ sind die Begegnung von Venus mit Aldebaran im Stier und das Rendezvous mit der schlanken Sichel des abnehmenden Mondes am 20. Juli. Mond und Venus geben dabei zusammen ein prächtiges Bild ab, sind sie doch nach unser Sonne die hellsten Gestirne. Und mit etwas Glück und klarer Sicht sind in den Morgenstunden auch schon erste Sternschnuppen der Perseiden zu sehen.

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