Edmonton/Berlin. Die Weibchen verstecken sich laut einer Studie zielgerichtet vor Jägern

Im reifen Alter von neun bis zehn Jahren sind weibliche Rothirsche für menschliche Verfolger praktisch unerreichbar, berichten Wissenschaftler von der kanadischen University of Alberta im Fachmagazin „Plos One“.

Die Hirschkühe würden seltener bejagt als ihre Geweih tragenden Partner und hätten demnach in ihren bis zu 20 Lebensjahren die Chance, sich gezielte Tarnmethoden zuzulegen. Unter anderem bewegten sie sich weniger, suchten Schutz in unübersichtlichem Gelände und würden sogar auf die Bewaffnung der Jäger reagieren. Demnach suchten die Hirschkühe während der Jagdsaison für Bogenschützen eher zerklüftetes Terrain und Anhöhen auf. Dabei berücksichtigen die Tiere nach Ansicht der Forscher, dass die mit einem Bogen ausgerüsteten Jäger sich sehr viel dichter an ihre Beutetiere heranpirschen müssen.

Für ihre Untersuchung versahen die Forscher 49 weibliche Rothirsche (Cervus elaphus) im Alter von 1 bis 18 Jahren in den kanadischen Provinzen Alberta und British Columbia mit Sendehalsbändern und beobachteten die Tiere über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren.

„Das Wild kann die Gefahren – sei es Mensch oder Wolf – gut einschätzen“, sagt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbands (DJV). „Viele Tierarten wie auch das Rotwild bleiben erstaunlich ruhig, wenn etwa Menschen auf Wegen im Wald unterwegs sind, reagieren aber sofort, wenn sich abseits der Wege Ungewohntes tut.“ Die Anpassung an neue Gefahren dauert bisweilen länger. So haben etwa Mufflons, eine vor rund 100 Jahren in Deutschland angesiedelte Wildschafart, bislang nicht gelernt, mit dem Wolf umzugehen. „Sie haben ihr altes Fluchtverhalten aus ihrer ursprüng­lichen bergigen Heimat Korsika und Sardinien behalten“, sagte Reinwald. „Sie fliehen nur über kurze Strecken und wähnen sich dann in Sicherheit – ein meist fataler Fehler.“