Atlanta . Forscher suchen nach den neuronalen Grundlagen der Liebe

Ein Belohnungssystem im Gehirn lässt bei Präriewühlmäusen die Liebe erblühen. Dessen Aktivität sei die Grundlage dafür, dass die Tiere eine Paarbindung eingehen, berichten US-Forscher im Fachblatt „Nature“. Durch die absichtliche Aktivierung des Hirnschaltkreises konnten sie die Zuneigung einer weiblichen Wühlmaus zu einem Männchen gezielt hervorrufen.

Präriewühlmäuse (Microtus ochrogaster) leben in Nordamerika. Im Gegensatz zu den meisten anderen Säugetieren leben sie monogam. Ein wichtiger Schritt am Beginn einer Paarbindung sei – bei Menschen wie bei Mäusen –, dass der Anblick des Partners das eigene Belohnungszentrum im Gehirn aktiviere, schreiben die Forscher von der Emory University in Atlanta. Was dabei auf neuronaler Ebene genau passiert, sei bisher nicht bekannt. Allerdings wissen Fachleute, dass bestimmte Hormone – etwa das Bindungshormon Oxytocin oder das Glückshormon Dopamin – auf zwei miteinander verschaltete Gehirnbereiche wirken: den medialen präfrontalen Cortex und den Nucleus accumbens.

Das Team pflanzte nun weiblichen Präriewühlmäusen Elektroden in diese beiden Hirnbereiche ein. Dann zeichneten die Forscher deren Aktivität auf, während die Tiere mit einem Männchen anbandelten. Die Untersuchungen zeigten, dass die neuronale Verbindung zwischen beiden Hirnbereichen bei verschiedenen Weibchen unterschiedlich stark ist. Eine stärkere Verbindung ließ die Weibchen schneller Zuneigung zeigen – in Form von Sex und Kuscheln. Die erste Paarung zwischen den Tieren verstärkte die neuronale Verbindung. Je größer die Verstärkung, desto kuscheliger wurden die Wühlmäuse.

In einem weiteren Experiment aktivierten die Wissenschaftler die Hirnbereiche gezielt von außen mithilfe von Licht, während ein Weibchen Kontakt zu einem Männchen aufnahm. Der Kontakt war allerdings so kurz, dass es nicht zu einer Paarung oder festen Bindung der Tiere kam. Am nächsten Tag zogen die Weibchen den kurzen Flirtpartner dennoch einem gänzlich unbekannten Männchen vor. Die Forscher werten dies als Beleg dafür, dass die Aktivierung der Hirnbereiche die Entstehung einer Paarbindung beschleunigt.

Die Forscher glauben, dass ihre Ergebnisse auch Menschen zugute kommen: „Unser Ziel ist es, bei Funktionsstörungen wie etwa Autismus, bei denen die sozialen Fähigkeiten beeinträchtigt sein können, die neurale Kommunikation zu fördern und damit die soziale Wahrnehmung anzukurbeln“, erläutert Studienleiter Robert Liu.