Hamburg. Der Mond ganz nah am Jupiter – der schönste Paarlauf am Sternenhimmel über Hamburg findet am Anfang des Monats statt

Unsere Sonne steht im Juni länger und höher am Himmel als in allen anderen Monaten. Am 21. Juni um 6.24 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit erreicht sie den Gipfelpunkt ihrer Jahresreise im Tierkreis – den Wendekreis des Krebses. Allerdings hält sie sich dabei tatsächlich noch vor dem Sternenhintergrund des Stiers auf, wechselt zwar wenige Stunden später in das Tierkreissternbild Zwillinge und wird erst am 20. Juli in das Sternbild Krebs eintreten. Sternbilder und Sternzeichen sollte man nicht verwechseln!

Auch nach Sonnenuntergang wird es bei uns im Juni nicht richtig dunkel – die Dämmerung hält auch um Mitternacht noch an, und nur die hellsten Gestirne können sich rasch durchsetzen. Jupiter wird als Erster kurz nach Sonnenuntergang hoch im Süden sichtbar. Der Planet leuchtet heller als alle Sterne und funkelt nicht. Am 10. Juni beendet Jupiter mit seinem „Stillstand“ vor dem Sternenhintergrund der Jungfrau seine Oppositionsperiode. Der Riesenplanet wandert danach wieder ostwärts durch die Jungfrau, Richtung Spica.

Genießen sollte man den Anblick am Abend des 3. Juni: Zwei Tage nach Halbmond leuchtet der zunehmende Mond neben Jupiter und nähert sich ihm bis zum gemeinsamen Untergang um 3 Uhr morgens bis auf etwa ein Grad an – der schönste Paarlauf des Monats.

Die Zeiten, in denen Jupiter die ganze Nacht am Himmel blieb, sind nun vorbei. Nur in der ersten Nachthälfte dominiert er noch den Himmel. Saturn übernimmt das Zepter – er regiert jetzt die Nacht. Allerdings ist der Ringplanet nicht so auffällig wie Jupiter und steht etwas verloren am Himmel – zwischen den Tierkreissternbildern Skorpion und Schütze – im Sternbild Schlangenträger. Tief im Süden und mitten in der Milchstraße finden wir seinen gelblichen Lichtpunkt. Seine Maximalhöhe über dem Südhorizont beträgt in Norddeutschland nur etwa 14 Grad.

In der Nacht vom 9. auf 10. Juni zieht der Vollmond nur zwei Grad nördlich von Saturn vorbei, das Paar ist fast bis Sonnenaufgang zu sehen. Wenige Tage später überholt unsere Erde den weiter außen und langsamer umlaufenden Ringplaneten – der dann 1352 Millionen Kilometer von uns entfernt ist und die ganze Nacht am Himmel steht. Der Juni ist damit die beste Zeit, um den Ringplaneten zu sehen.

Die berühmten Ringe des Saturn sind erst mit einem Fernrohr ab etwa 30-facher Vergrößerung zu sehen – die hellsten seiner mehr als 60 Monde, die ihn umkreisen, kann man schon im kleinen Fernrohr als winzige Lichtpunkte erkennen. Saturn und seine Monde sind fast zehnmal weiter von der Sonne entfernt, und so vermag sie diese ferne Welt zwar zu beleuchten, doch erwärmen kann sie sie nicht mehr. In der Wolkenhülle des Saturn und auf seinen Monden herrschen Temperaturen, die weit unter null Grad liegen – dennoch offenbaren uns Teleskope und Raumsonden dort exotische Vorgänge, deren Schönheit begeistert.

Drei markante Sommersternbilder finden wir jetzt die ganze Nacht am Himmel – Leier, Schwan und Adler. Die hellsten Sterne dieser Sternbilder bilden das auffällige Sommerdreieck: Wega in der Leier, hoch am Himmel; östlich, das heißt „links“ daneben, Deneb im Schwan; und Richtung Süden, tiefer, den Stern Atair im Adler, der die Südspitze dieses ausgedehnten, gleichschenkeligen Sommerdreiecks markiert. Atair galt bereits vor Jahrtausenden bei den Sumerern und Babyloniern als „Adlerstern“. Zusammen mit den schwächeren Sternen Gamma und Beta Aquilae, die knapp oberhalb und unterhalb liegen, markiert Atair den Kopf des Adlers, der nach Nordosten fliegt, dem Schwan entgegen. Die übrigen Sterne des Sternbildes sollen die ausgebreiteten Schwingen des Vogels darstellen.

Die detektivische Untersuchung von Atair durch die moderne Astrophysik ergab, dass der bläulich-weiße Stern mit einer Entfernung von 17 Lichtjahren zu den nächsten Nachbarn der Sonne gehört und sie um das Zehnfache an Leuchtkraft übertrifft. Mit einer Oberflächentemperatur von 8600 Grad ist Atair auch heißer und dreht sich in nur sechseinhalb Stunden rasend schnell um die eigene Achse.

Vorbei an Atair zieht sich das Band der sommerlichen Milchstraße – vom Sternbild Schwan kommend, weiter über Saturn in den horizontnahen Schützen, wo sich das Zentrum unserer Galaxis befindet. Wenn man mit dem Fernglas abseits der Stadt durch diese Himmelsregion streift, erkennt man dort äußerst sternreiche, aber auch dunkle Gebiete sowie helle Gasnebel und Dutzende Sternhaufen. Leider sind die Nächte bei uns auch außerhalb der Stadt nicht dunkel – in Norddeutschland geht die Dämmerung sogar die ganze Nacht hindurch, bis über dem Osthorizont die Venus als heller „Morgenstern“ den kommenden Sonnenaufgang ankündigt. Unser innerer Nachbarplanet erreicht am 3. Juni mit fast 46 Grad die größte westliche Winkeldistanz zur Sonne, doch noch immer ist sie im Tierkreis südlicher als die Sonne unterwegs – vom Sternbild Fische wandert sie bis Monatsende in den Stier – der Sonne hinterher, und sie zeigt sich nur kurze Zeit in der hellen Dämmerung. Immerhin – ihr Aufgang verfrüht sich von 3.30 Uhr auf 2.40 Uhr – und so geht sie Ende Juni dann schon mehr als zwei Stunden vor der Sonne auf.

Spektakulär ist der morgendliche Anblick am 20. und 21. Juni gegen 3.30 Uhr , wenn die wunderschöne Sichel des abnehmenden Mondes zunächst rechts neben Venus platziert ist und am Morgen danach – drei Stunden vor Sommerbeginn – genau unterhalb der hellen Venus in der Morgendämmerung emporsteigt. Es lohnt sich, für diesen Blick zum Osthorizont früh aufzustehen.

Die vollständige Monatssternkarte aus dem
Planetarium kann mit dem dazugehörenden Sternen­Podcast heruntergeladen werden unterabendbl att.de/sterne