Leicester/München. Studie zeigt, dass eine Computertomografie ähnliche Ergebnisse erzielt

Zur Klärung von Todesursachen eignet sich eine neue Form der Computertomografie (CT) offenbar ähnlich gut wie die bisher übliche Obduktion. Ein großer Vorteil der sogenannten post-mortem-CT (pmCT) sei, dass der Leichnam durchleuchtet werde und nicht mehr aufgeschnitten werden müsse, berichten britische Mediziner im Fachblatt „The Lancet“. Dies schone die Gefühle Angehöriger und mancher religiöser Gruppen. Die Autoren glauben, dass ihr Resultat die Autopsie-Praxis weltweit beeinflussen wird. In einem „Lancet“-Kommentar schreiben zwei Experten, die Untersuchung zeige, dass das Verfahren in der täglichen Routine machbar sei – sofern ein CT-Gerät zur Verfügung stehe.

Obduktionen von Leichnamen sollen nicht nur etwa bei einem unnatürlichen oder ungeklärten Ableben die Todesursache ermitteln, sondern unter Umständen auch bei natürlichem Tod, etwa zur Qualitätskontrolle von Behandlungen in Krankenhäusern. Schon seit Längerem ziehen Mediziner neben dem Aufschneiden des Leichnams auch CT-Untersuchungen hinzu.

Als Goldstandard kam die pmCT bislang nicht infrage, auch weil damit etwa eine koronare Herzerkrankung – die häufigste Ursache plötzlicher Todesfälle bei Erwachsenen – nicht geklärt werden konnte. Um dieses Problem zu vermeiden, haben die Forscher der University of Leicester die Herzkranzgefäße Verstorbener per CT-Angiografie (CTA) untersucht. „Für die Angiografie führen wir einen Katheter in eine Arterie ein“, erläutert Morgan. Dabei nutze man Kontrastmittel, um den Durchmesser und Hohlräume in den Blutgefäßen zu ermitteln.

In der Studie untersuchte das Team 240 verstorbene Erwachsene sowohl per pmCTA als auch unabhängig davon durch eine Autopsie. Beide Resultate wurden erst im Nachhinein verglichen. In 92 Prozent der Fälle konnten die Forscher per CT eine Todesursache ermitteln – das entsprach etwa dem Wert der klassischen Obduktion.

In elf Prozent der Fälle unterschieden sich die Ergebnisse der Methoden. In knapp der Hälfte davon erwies sich das CT-Verfahren als überlegen, etwa beim Feststellen von Verletzungen. Allerdings ist das Vorgehen viel teurer: Eine Obduktion, die in Deutschland stets von zwei Ärzten vorgenommen werde, koste zwischen 800 und 1600 Euro, die für eine pmCT wird auf 2000 bis 3000 Euro geschätzt.