Hamburg. Die Mundgesundheit der Deutschen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert.

Die Behandlung von Karies und Parodontitis, die Versorgung mit Zahnersatz oder professionelle Zahnreinigung – der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt ist sicher einer der unbeliebteren Termine, aber notwendig, um die Zähne gesund zu halten oder Schäden möglichst schnell zu beseitigen. Wie die aktuellste Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung davon überzeugt, viel für die Gesunderhaltung der eigenen Zähne tun zu können.

„Insgesamt zeigt die Studie, dass die Mundgesundheit der Deutschen länger erhalten bleibt und sich die Krankheitslasten zunehmend ins höhere Lebensalter verschieben“, sagt Konstantin von Laffert, Präsident der Hamburger Zahnärztekammer. Besonders bei Kindern zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung. So sind acht von zehn Kindern heute kariesfrei. „Die Zahl der kariesfreien Gebisse hat sich damit seit 1997 verdoppelt“, sagt von Laffert.

Warum es bei Zahnersatz hohe Preisunterschiede gibt

Ähnliche Zahlen hatte bereits 2009 eine Untersuchung an Hamburger Kindern gezeigt. Danach hatten 69,9 Prozent der Zwölfjährigen gesunde, kariesfreie Zähne, 21,4 Prozent waren vollständig saniert und 8,7 Prozent behandlungsbedürftig. „Besonders erfreulich finde ich, dass sich diese Werte seit der ersten Erhebung 1994 stetig verbessert haben. Diese Entwicklung ist Folge der Prophylaxe in den Praxen, der Aufklärung in der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hamburg und des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins der Hamburgerinnen und Hamburger“, sagt von Laffert.

Insgesamt hat sich laut der Mundgesundheitsstudie die Mundgesundheit in allen sozialen Schichten verbessert. Allerdings waren Studienteilnehmer mit höherer Schulbildung tendenziell we­niger von Munderkrankungen betroffen. Auch die Mundgesundheit der Senioren hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. „Es fällt aber auf, dass die im eigenen Haushalt lebenden Senioren über deutlich bessere Zahngesundheit verfügen als die in Pflegeheimen untersuchten Senioren“, sagt der Chef der Zahnärztekammer.

Karies an Milchzähnen kann Folgen haben

Die größten Zahnprobleme seien Karies und Erkrankungen des Zahnfleisches wie Parodontitis. Die Ursache sei in erster­ ­Linie eine ungenügende Mund­hygiene und die damit einhergehende Entstehung von Plaque. Auch eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle, insbesondere wirkt sich Zuckerkonsum negativ auf die Zähne aus.

Wer zum Zahnarzt muss, sollte sich zunächst an einen allgemein tätigen Zahnarzt wenden. „Bei komplexen oder speziellen Behandlungen kann dann eine Überweisung zu einem Zahnarzt mit speziellen Tätigkeitsschwerpunkten wie etwa Wurzelkanalbehandlungen sinnvoll sein“, sagt von Laffert. Auf der Homepage der Hamburger Zahnärztekammer (www.zahnaerzte-hh.de/zahnarzt-suche.html) kann man nach einem Zahnarzt in der Nähe und nach Spezialisten suchen. In zwei Gebieten der Zahnmedizin, der Kieferorthopädie und der Oralchirurgie (Mundchirurgie) gibt es Weiterbildungen zum Fachzahnarzt.

Guter Arzt hört erst einmal zu

Derzeit gibt es in Hamburg 2090 behandelnde Zahnärzte, davon sind 103 Fachzahnärzte für Kieferorthopädie und 63 Fachzahnärzte für Oralchirurgie.

Konstantin von Laffert, Präsident
der Zahnärztekammer Hamburg
Konstantin von Laffert, Präsident der Zahnärztekammer Hamburg © Zahnärztekammer Hamburg

Doch woran erkennt man einen guten Zahnarzt? „Ein guter Zahnarzt hört dem Patienten erst einmal zu, um ihn kennenzulernen und die Bedürfnisse des Patienten zu verstehen. Bei der Therapieplanung erläutert er dem Patienten, wenn es mehrere Alternativen gibt, die Vor- und Nachteile der einzelnen Versorgungen und erklärt, welche Leistungen die gesetzliche Krankenkasse trägt und welche nicht. Der Patient muss in die Lage versetzt werden, sich für die für ihn am besten geeignete Versorgung selbst zu entscheiden“, sagt von Laffert.

Wer mit den Leistungen seines Zahnarztes unzufrieden ist, sollte sich zunächst direkt mit ihm auseinandersetzen. Ist der Konflikt so nicht zu klären, sind die Patientenberatungen von Zahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Vereinigung in Hamburg (KZVHH) die ersten Ansprechpartner. Informationen zu den Angeboten: www. zahnaerzte-hh.de/patienten/ patienten­beratung.html im Internet.

Richtige Zahnpflege ist wichtig

Aber nicht nur ein guter Zahnarzt ist wichtig, sondern auch die richtige Zahnpflege. Dreimal täglich solle man seine Zähne ausgiebig mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen, empfiehlt von Laffert: „Sehr wichtig ist aber auch die tägliche Zwischenraumhygiene mit Zahnseide oder Interdentalbürsten. Spülflüssigkeiten und Munddusche können eine Ergänzung sein, werden von den Patienten allerdings oft überschätzt und ersetzen auf keinen Fall die mechanische Reinigung der Bürste und Zahnseide. Elektrische Zahnbürsten sind meist wirksamer als Handzahnbürsten, allerdings kann man bei sorgfältiger Benutzung auch mit der Handzahnbürste perfekte Ergebnisse erreichen.“

Und die Zahnhygiene fängt schon beim ersten Zahn an, auch wenn es sich „nur“ um Milchzähne handelt. Denn Karies an den Milchzähnen kann schwere Folgen haben. „Kariöse Milchzähne erhöhen die Keimzahl im Mund, das Risiko für Karies an bleibenden Zähnen und müssen oft früh gezogen werden. Das führt zu Zahnfehlstellungen und kieferorthopädischen Problemen, die unbehandelt wiederum vermehrt Schäden an den bleibenden Zähnen hervorrufen. Von den Schmerzen und den Tränen beim Kind bei einer Entzündung eines Zahnes einmal ganz zu schweigen, sagt der Zahnarzt.

Dr. Eric Banthien, Chef der KZVHH
Dr. Eric Banthien, Chef der KZVHH © KZVHH | KZVHH

Sobald Kinder das Ausspülen ihres Mundes sicher beherrschen, sollten sie ihre Zähne mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta putzen. „Ergänzend dazu ist das Aufbringen von Fluoridlack in der Praxis ein nachgewiesen wichtiger Baustein der Prophylaxe bei Kindern. Und natürlich sollten auch Erwachsene weiter mit fluoridhaltigen Pasten putzen. Kinderzahnpasten haben zumeist einen Fluoridgehalt von 500 ppm, bei Erwachsenen sind es 1000-1500 ppm.

Genauso sinnvoll wie die Fluoridierung ist die professionelle Zahnreinigung (PZR), die bei gesundem Zahnfleisch zur Vorsorge mindestens einmal jährlich durchgeführt werden sollte. „Bei Patienten mit einer bestehenden oder bereits behandelten Parodontitis ist die PZR wissenschaftlich nachgewiesen äußerst wichtig für den Zahnerhalt nach der Behandlung oder als Vorbereitung der Parodontaltherapie“, sagt Konstantin von Laffert.

„PZR sollte zur Routine werden“

Bei Gesunden sei die Wirkung wissenschaftlich zwar mangels Studien schwer nachweisbar. Aber jeder Zahnarzt, der täglich seine Patienten sehe, die eine gute Mundhygiene hätten und regelmäßig zur PZR kämen, weiß genau, dass die PZR wirke. „Sie beginnt mit einem Gespräch zu Gewohnheiten der Ernährung und Mundhygiene. Dann erfolgt die Reinigung mit Handinstrumenten, Ultraschallgeräten, Polierbürsten und manchmal Pulverstrahlgeräten. Bei Kindern kann man auch schon Zahnreinigungen machen, dort hängt es sicher von der Menge der Beläge ab, ob das nötig ist. In der „kariesaktiven Zeit“ zwischen 15 und 25 Jahren ist die PZR auf jeden Fall eine gute Sache, danach sollte sie zur Routine werden“, sagt der Zahnarzt.

Zahnreinigung kostet 70 bis 150 Euro

Dr. Eric Banthien, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hamburg, empfiehlt die professionelle Zahnreinigung ab dem 18. Lebensjahr. Zu diesem Zeitpunkt endet die Individualprophylaxe, die von den Krankenkassen vom 6. Lebensjahr an bezahlt wird. Zu dieser Individualprophylaxe, die ein- bis zweimal im Jahr durchgeführt werden sollte, gehören unter anderem eine Darstellung der Zahnbeläge mit einem Färbetest, eine Putzanleitung, Ernährungsberatung und die Fluoridierung der Zähne. Ab dem Alter von drei Jahren zahlt die Krankenkasse besondere Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern. Kinder sollten schon vom ersten Zahn an regelmäßig dem Zahnarzt vorgestellt werden.

Eine PZR kostet in Hamburg zwischen 70 und 150 Euro. Diese Spanne erklärt sich dadurch, dass die PZR eine Privatleistung des Zahnarztes ist, die nach der Gebührenordnung für Zahnärzte abgerechnet wird. „In die Kosten fließen sowohl der Reinigungsaufwand für die Zähne als auch die Praxiskosten des Zahnarztes mit ein, wie zum Beispiel die Personalkosten für eine speziell ausgebildete Dentalhygienikerin. Die Höhe der Praxiskosten kann dazu führen, dass die PZR in der Hamburger Innenstadt teurer ist als in den Vororten der Stadt“, sagt Banthien.