Genf.

Rund 325 Millionen Menschen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit chronischer Hepatitis B oder Hepatitis C infiziert – aber nur ein Bruchteil von ihnen weiß dies. Von Hepatitis C sei Europa, östliche Länder wie Russland eingeschlossen, stark betroffen, weil dort viele Süchtige lebten, die sich Drogen spritzten und oft Nadeln austauschten. Von denen, die ihre Diagnose kennen, erhält wiederum nur ein Bruchteil Medikamente, berichtete die WHO am Freitag.

Hepatitis ist eine lebensbedrohliche Leberentzündung, die zu Leberkrebs führen kann. Anders als bei Tuberkulose oder HIV sei bei Hepatitis die Zahl der Todesfälle gestiegen: von einer Million im Jahr 2011 auf 1,3 Millionen im Jahr 2015. „Hepatitis stellt ein bedeutendes weltweites Gesundheitsproblem dar“, sagte Gottfried Hirnschall, Leiter des WHO-Hepatitis-Programms. „Wenn die Menschen nicht behandelt werden, sind sie in Lebensgefahr.“

Die WHO hat nun erstmals Zahlen für Regionen veröffentlicht, um ihre Fortschritte beim Kampf gegen die Krankheit, die bis 2030 eliminiert werden soll, messen zu können. Danach ist Europa bei Hepatitis-C-Infektionen hinter der Region Östliches Mittelmeer von Afghanistan bis Jemen am stärksten betroffen.

Die Organisation konzentriert sich auf die chronische Hepatitis B und Hepatitis C, weil diese Infektionen 96 Prozent der Todesfälle ausmachen. Laut Hirnschall kann die Epidemie gestoppt werden. Gegen Hepatitis B gebe es eine erfolgreiche Impfung, gegen Hepatitis C eine nur noch rund 200 Dollar teure dreimonatige Behandlung, die Infizierte heile. Eine Herausforderung sei es, die Menschen überhaupt zu erreichen.