Berlin. Bis zu 2,8 Millionen Vögel sterben jährlich, weil sie die Stromkabel nicht sehen

Vögel können zwar auf vielen Stromleitungen sitzen, doch wenn sie ungebremst dagegen fliegen, führt dies fast immer zum Tod. Bis zu 2,8 Millionen Vögel kollidieren pro Jahr an Hochspannungsleitungen – und sterben. Das hat jetzt ein vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) beauftragtes Gutachten ermittelt. Die Gutachter berechneten das Risiko von Vögeln, gegen freistehende Hochspannungsleitungen zu fliegen, auf Grundlage vorliegender Daten aus Europa und auf Basis von 61.000 Kilometer Freileitungen. Insgesamt sei davon auszugehen, „dass es in Deutschland jährlich zu Kollisionsopfern an Vögeln in der Größenordnung zwischen 1,5 bis 2,8 Millionen Individuen kommt“, so das Ergebnis.

Aufgrund dessen fordern die Naturschützer eine nachträgliche Sicherung der Leitungen sowie eine sorgfältige Planung künftiger Trassen. So könnten bis zu 90 Prozent der Todesfälle vermieden werden: „Mit den richtigen Vogelschutzmarkierungen an den besonders schlecht zu sehenden Erdseilen über den Leitungen könnten vor allem die bereits bestehenden Trassen nachgerüstet werden“, sagt Nabu-Geschäftsführer Leif Miller. Es gebe dazu zwar internationale Abkommen, aber eben keine gesetzlichen Verpflichtungen. „Die Netzbetreiber haben deshalb bisher nur wenige Freileitungen vogelsicher gemacht“, kritisiert Miller.

Vor allem Großvögel wie Trappen, Kraniche und Störche sowie Schwäne und fast alle anderen Wasservögel seien von tödlichen Kollisionen an Freileitungen betroffen, so Vogelschutzexperte Eric Neuling. Diese hätten zwar einen guten Rundumblick, könnten aber schlecht nach vorn fokussieren. „Für ein unerwartetes Hindernis sind sie nicht manövrierfähig genug“, sagt Neuling.

Während im Hochspannungsbereich Kollisionen zum Vogeltod führen, stellen im Mittelspannungsbereich laut Gutachten Stromschläge die größte Gefahr dar. Bei diesen Anlagen führten die geringen Abstände zwischen Mast und seinen Leitungsdrähten dazu, dass diese unter Spannung stehen. Zur Nachrüstung empfiehlt der Nabu, schwarz-weiße Plastikstäbe an die Freileitungen zu hängen. Bewegliche und kontrastreiche Markierungen sorgten dafür, dass die Tiere das Hindernis frühzeitig ausmachen. Bei Netzausbauten plädieren die Naturschützer für den Einsatz von Erdkabeln.

Konkrete Zahlen dazu, wie viele Vögel Windkraftanlagen zum Opfer fallen, gibt es indes nicht. Der Nabu schätzt, dass die dadurch verursachten Todesfälle aber weit hinter denen der Freileitungen liegen.