Bujumbura/Berlin. 20 Jahre Welttag der Feuchtgebiete: Programme stützen Renaturierung

Jede Menge Sperrmüll, Ölfilme und Abwässer bedrohen den zweitgrößten Süßwassersee der Welt: Der Tanganjikasee ist „Bedrohter See des Jahres 2017“. Den traurigen Titel verlieh die Umweltstiftung Global Nature Fund anlässlich des heutigen Welttags der Feuchtgebiete an den See, der zwischen den ostafrikanischen Ländern Tansania, Kongo, Burundi und Sambia liegt. 1500 Tier- und Pflanzenarten sind am Tanganjikasee beheimatet, 40 Prozent davon nur dort zu finden.

Weltweit machen Umweltschutzorganisationen zu dem von der Unesco 1997 festgelegten Welttag der Feuchtgebiete auf die Bedeutung von Seen, Mooren und Auen in aller Welt aufmerksam. Sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Auch schützen sie das Klima, indem sie Kohlenstoff aus der Luft binden. Der Gedenktag markiert das Inkrafttreten der Ramsar-Konvention, die 1971 in der Stadt Ramsar im Iran beschlossen wurde. Zuvor hatte in den 60er-Jahren eine radikale Entwässerung – die für die Bebauung des Bodens benötigt wurde – dazu geführt, dass die Zahl der Wat- und Wasservögel drastisch zurückging. Deutschland verpflichtete sich später, die nach der Konvention bundesweit geschützten 34 Gebiete insbesondere als Lebensraum für die Vogelwelt zu erhalten. Rund um den Globus sind inzwischen 1,9 Millionen Quadratkilometer Feuchtgebiete unter Schutz gestellt. Das entspricht der fünffachen Fläche Deutschlands. Der Umweltverband WWF hält weiteren Schutz für dringend notwendig. „Wir schätzen, dass in den vergangenen hundert Jahren die Hälfte aller Feuchtgebiete auf der Erde zerstört wurde“, sagt WWF-Experte Roland Gramling.

Unter den Feuchtgebieten sind insbesondere die Moore auch unter Klimaschutz-Gesichtspunkten bedeutsam. „Moore gehören zu den weltweit am stärksten bedrohten Ökosystemen. Sie nehmen nur drei Prozent der Landfläche ein, binden jedoch 30 Prozent aller Kohlenstoffvorräte der Welt – doppelt so viel wie alle Wälder“, sagte Thomas Tennhardt, Vizepräsident des Naturschutzbundes (Nabu). Der Nabu hat daher mit acht Partnerorganisationen das Projekt „Peat Restore“ gestartet, das degradierte Moorflächen in Polen, dem Baltikum und auch im Biesenthaler Becken in Deutschland wieder zu intakten Lebensräumen entwickeln soll. Auch die Bundesregierung will künftig mehr Geld in die Renaturierung von Flüssen stecken. Das Kabinett beschloss am Mittwoch das Programm „Blaues Band Deutschland“, von dem rund 2800 Kilometer Nebenwasserstraßen profitieren sollen, die nicht mehr für den Güterverkehr gebraucht werden. Der Bund rechnet damit, dass in den kommenden 30 Jahren jedes Jahr 50 Millionen Euro dafür investiert werden müssen.