Strassburg.

Eine einseitige Ernährung mit Mais beeinträchtigt das Brutverhalten von Hamster-Weibchen: Die Nager gebären ihre Jungen achtlos außerhalb ihres Nestes, packen sie zu ihren Nahrungsvorräten und fressen sie mitunter sogar auf. Das zeigen Fütterungsexperimente französischer Wissenschaftler.

Verantwortlich für die erschreckende Verhaltensänderung sei ein Mangel an Vitamin B3, schreiben die Forscher von der Université de Strasbourg in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society. Da wildlebende Hamster oft flächendeckend von Maisfeldern umgeben seien, die mit Pestiziden behandelt sind, fürchten die Forscher bei ihnen ähnliche Verhaltensveränderungen.

Dass eine einseitig auf Mais basierende Ernährung der Gesundheit schaden kann, sei lange bekannt, schreiben die Forscher. Zwischen 1735 und 1940 seien Hunderttausende Menschen in Nordamerika und Europa an Pellagra gestorben – einer Erkrankung, die durch einen Mangel an Vitamin B3 hervorgerufen wird. Menschen mit Pellagra zeigen unter anderem Demenz-Symptome.

Das Team untersuchte nun, wie eine maishaltige Kost die Fortpflanzung von Feldhamstern beeinflusst. Sie fütterten dazu Gruppen von Tieren mit einer Nahrung, die maßgeblich entweder auf Mais oder auf Weizen basierte. Ergänzend bekamen die Hamster Klee oder Regenwürmer zu fressen. Das Ergebnis: Bei Hamster-Jungen, deren Mütter Weizen und Würmer zu fressen bekommen hatten, betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Entwöhnung 30 Tage nach der Geburt etwa 80 Prozent. Bei allen anderen Gruppen lag sie weit darunter, bei unter zwölf Prozent. Die Mütter hatten ihren Nachwuchs mitunter gleich nach der Geburt einfach aufgefressen. Zum Teil fraßen sich die Jungen gegenseitig auf.

In einem zweiten Experiment verabreichten die Wissenschaftler einem Teil der mit Mais gefütterten Hamster-Weibchen ein Vitamin-B3-Präparat. Daraufhin normalisierte sich das Verhalten der Tiere, die Überlebensrate der Jungen stieg erheblich. Die Forscher glauben, dass der Vitamin-Mangel das Nervensystem der Tiere schädigt.