Berlin. Extrem hohe Gehalte krebserregenderStoffe. Prüfer raten vom Verzehr ab

Stiftung Warentest warnt vor Kamillentee der französischen Marke Kusmi Tea. Bei Untersuchungen zu einem bisher noch nicht veröffentlichten Test von Kräutertees stellten die Prüfer extrem hohe Schadstoffwerte in dem Produkt fest. Es handele sich um sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA), die sich im Tierversuch nachweislich als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen haben, teilten die Verbraucherschützer mit.

Die Lebensmittelaufsicht sei bereits informiert – dazu sind die Tester verpflichtet, wenn sie bei ihren Prüfungen Schadstoffe oder andere Verunreinigungen in so hohen Maßen feststellen, dass die Produkte nicht verkauft werden dürften. Einen gesetzlichen Grenzwert für PA gibt es zwar bislang nicht, da aber unter anderem ihre Schädlichkeit für die Leber belegt ist, gibt es einen auf diesem Gesundheitsrisiko basierenden Leitwert. Nach diesem richten sich auch die deutschen Überwachungsämter. In den Proben des Kusmi-Tees sei er um das 27-Fache überschritten, so Stiftung Warentest. In dem Karton der getesteten Charge LOT: 161031 mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 10/2019 entdeckten die Prüfer zudem schon in einem einzigen Beutel 161 Mikrogramm PA. Das ist 380-mal mehr als die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hinsichtlich eines Krebsrisikos als „wenig bedenklich“ eingestufte Tageszufuhr für einen Erwachsenen.

Sofortige Vergiftung unwahrscheinlich

Sofortige Vergiftungen seien unwahrscheinlich, so die Stiftung, „aber der regelmäßige Genuss birgt chronische Risiken wie die Entstehung von Leberzirrhosen und Tumoren“. Verbraucher sollten den Tee der betroffenen Charge nicht trinken, so die Warnung. Die in Baden-Württemberg sitzende Firma Orientis, die den Tee des Anbieters Kusmi in Deutschland vertreibt, sehe indes keinen Handlungsbedarf. Eine Anfrage dieser Redaktion blieb zunächst unbeantwortet.

Das Problem hoher PA-Konzentrationen tritt bei Kräutertees immer wieder auf. So wachsen zwischen den Blüten für Tees wie Kamille, Pfefferminze und Co. auch Wildkräuter, die teils hohe Gehalte der krebserregenden Stoffe aufweisen. Zu entsprechender Vorsicht bei Anbau und Ernte ermahnen etwa die Verbraucherzentralen die Anbieter seit Jahren. Der Deutsche Teeverband hatte Verbesserungen in der Qualitätssicherung angekündigt, dennoch fallen bei Kontrollen immer wieder hohe PA-Werte auf. Stiftung Warentest fand zuletzt bei einem Test grüner Tees im Jahr 2015 erhöhte Gehalte. Der Wert des Tees von Kusmi läge jedoch rund 100-mal höher als alle bisher gemessenen.

Verbraucher, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten häufiger die Marke ihres Kräutertees wechseln oder zu Früchtetee greifen, rät die Verbraucherzentrale. Schwangere, Stillende und Kinder sollten Kräutertee grundsätzlich nur in Maßen trinken.