Vancouver. Steigen die Temperaturen, wirkt sich das negativ auf die Fangquoten aus

Der Klimaschutz könnte auch Meerestieren und Fischern sehr nutzen. Jedes Grad Erwärmung zwischen 1,5 und 3,5 Grad Celsius koste die weltweite Fischerei pro Jahr Einbußen von mehr als drei Millionen Tonnen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um William Cheung von der University of British Columbia in Vancouver. Daher könne auch die Fischerei stark davon profitieren, wenn die Erderwärmung, wie im Pariser Klimaabkommen erwünscht, möglichst auf 1,5 Grad begrenzt werde, schreibt das Team im US-Fachjournal „Science“.

Die Forscher betrachteten große, relativ küstennahe Meeresgebiete, die zusammen mehr als 90 Prozent der globalen Fischfänge liefern. Sie nutzten Klimamodelle und zur Berechnung der Fischmenge ein Modell, das Zusammenhänge zwischen dem Zustand der Meere, der Populationsdynamik und der Vermehrungsrate simuliert. Es enthält bereits rund 900 Fischarten.

Fischbestände gehen in vielen Regionen zurück, wenn es wärmer wird, weil die Tiere nur einen bestimmten Temperaturbereich vertragen, ihre Nahrungsgrundlagen beeinträchtigt werden oder sie einfach lieber in kühlere Gebiete abwandern. „Eine Zunahme der potenziell maximalen Fangerträge in kälteren Regionen kompensiert aber die Abnahme in wärmeren nicht“, sagt Co-Autor Thomas Frölicher von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Eine frühere Studie der University of British Columbia hatte ergeben, dass die Fangmenge derzeit weltweit rund 100 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr beträgt. Steigt die Erderwärmung anstatt um 1,5 Grad sogar um 3,5 Grad, hätte die Fischerei der neuen Studie zufolge Einbußen von sechs Millionen Tonnen. Diese sind demnach sehr ungleich verteilt: Während in Äquatornähe die Fischfänge bis etwa zur Hälfte einbrechen würden, stiege die Fischzahl in arktischen Gebieten an.

Die Zahl von rund drei Prozent Fangverlust pro Grad Celsius Erwärmung erscheine global zwar klein, habe für viele Fischer regional aber enorme Auswirkungen, sagt der Leiter des Rostocker Thünen-Instituts für Ostseefischerei, Christopher Zimmermann, der nicht an der Studie beteiligt war. „Nordseefischer haben historische Fangrechte nur in der Nordsee und können den Fischbeständen, die nach Norden wandern, nicht folgen.“ Wenn Fischpopulationen in einer Region polwärts wandern, kämen nie entsprechend viele aus wärmeren Regionen nach.

Noch schlimmer sei es für Menschen in tropischen Ländern, wo keine Fische nachkommen könnten und sich auch die Lebensräume durch die Temperaturerwärmung stark verändern. Wenn dort Korallenriffe eingehen, verschwinden auch viele Fischarten, erläutert Zimmermann. „Unter den Fischern weltweit wird es einzelne Gewinner geben, aber der großen Mehrheit wird es schlechter gehen.“