Utrecht. Forscher haben Verursachung und Einsparung von Treibhausgasen bilanziert

Bis spätestens 2018 hat die Solarindustrie mehr Treibhausgase eingespart als sie durch Entwicklung und Produktion von Solaranlagen verursacht hat. Zu diesem Ergebnis kommen niederländische Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“. Womöglich sei diese Nutzenschwelle (break-even point) bereits in den vergangenen Jahren erreicht worden, schreiben Wilfried van Sark von der Universität Utrecht und seine Kollegen.

Die installierte Leistung der weltweiten Solarstromanlagen ist zwischen 1975 und 2015 durchschnittlich um 45 Prozent pro Jahr gestiegen. Von 2005 bis 2014 war Deutschland den Forschern zufolge die Nation mit der größten installierten Solarkraftleistung. 2015 wurde die Bundesrepublik nach vorläufigen Daten von China abgelöst.

Inzwischen belaufe sich die globale Leistung auf 230 Gigawatt, schreiben die Forscher. „Dieses schnelle Wachstum hat zu Bedenken hinsichtlich des Energieverbrauchs und des Ausstoßes von Treibhausgasen bei der Produktion von Solarzellen geführt“, schreiben die Umweltwissenschaftler. Deshalb werteten sie 40 Studien zum Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen aus.

Die Herstellung von Solarzellen und ihrer Zubehörteile ist energieintensiv, größere Mengen Treibhausgase werden dabei freigesetzt. Doch langfristig falle die Bilanz positiv aus, schreiben die Niederländer. Durch ständige Verbesserungen in der Produktion erreichen sogenannte polykristalline Solarzellen laut der Studie nach zehn bis elf Monaten den Punkt, an dem sie so viel Energie produziert haben, wie ihre Herstellung gekostet hat. Bei monokristallinen Solarzellen ist dies nach einem Jahr bis 1,2 Jahren der Fall. Dabei sind Photovoltaik-Anlagen in der Regel auf eine Lebensdauer von 30 Jahren ausgelegt.

Die aktuelle Studie berücksichtigt besonders die Lernkurve der Hersteller. Sie führte einerseits zu sinkenden Preisen für Sonnenenergieanlagen: Während in den 1970er-Jahren 100 US-Dollar pro Watt Leistung ausgegeben werden mussten, waren es Ende 2014 nur noch zwischen 0,64 und 0,67 US-Dollar. Andererseits sank bei jeder Verdopplung der installierten Solarstromkapazität der Treibhausgas-Fußabdruck, den Entwicklung und Produktion hinterließen, um 17 Prozent für polykristalline und um 24 Prozent für monokristalline Solarzellen. Der Energieverbrauch verringerte sich bei jeder Verdopplung um zwölf bis 13 Prozent.