München. Folge von Landwirtschaft: Nur wenige Tiere und Pflanzen sind überall vertreten

Auf bewirtschafteten Grünflächen bleiben nur wenige der ursprünglich dort lebenden Arten erhalten – und es sind überall die gleichen. Diese Bilanz ziehen Forscher nach einer groß angelegten Studie in drei Regionen Deutschlands: dem Unesco-Biosphärenreservat Schwäbische Alb, dem Nationalpark Hainich und dessen Umgebung sowie dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

„Es sind die wohl umfassendsten ökologischen Freilandversuchsflächen in Europa“, erklärt Martin Gossner von der Technischen Universität München (TUM), einer der Initiatoren der sogenannten Biodiversitätsexploratorien.

Mehr als 4000 ober- und unterirdisch lebende Tier-, Pflanzen- und Mikrobenarten wurden bei der Analyse auf 150 Wiesen und Weiden berücksichtigt. Rund 300 Forscher waren an der im Fachmagazin „Nature“ vorgestellten Analyse beteiligt. „Wir haben erstmals alle Artengruppen entlang der Nahrungskette auf unterschiedlich genutzten Grünländern in verschiedenen Regionen untersucht“, erklärt Gossner.

Ein überraschendes Kernergebnis: Ob eine Gründlandfläche nur moderat oder intensiv – etwa mit zwei- oder mehrmaligem Grasschnitt – bewirtschaftet wurde, spielte für den Effekt kaum eine Rolle. „Die Artenangleichung schreitet nicht parallel zur Nutzungsintensivierung voran“, so Gossner. Schon bei moderater Bewirtschaftung reduzieren sich die Artengemeinschaften demnach auf wenig anspruchsvolle Generalisten – und zudem in allen Regionen auf die gleichen. Diese Gleichschaltung über verschiedene Landschaften hinweg sei eine neue Erkenntnis, so Gossner, und sie sei als Konsequenz von Grünlandnutzung vermutlich bedeutender als der lokale Artenverlust allein.

Überraschende Ergebnisse brachte auch der Blick auf die Bodenmikroben: „Dass bei einer Intensivierung der Bewirtschaftung die Vielfalt der Pflanzenarten zurückgeht, war zu erwarten. Nicht erwartet hätten wir aber, dass parallel dazu die Vielfalt der Bodenmikroorganismen steigt“, erklärt François Buscot vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Dies sei nicht etwa eine gute Nachricht: Der Befund weise auf eine Abkopplung der ober- und unterirdischen Artengemeinschaften hin. „Dies bedeutet, dass das gesamte Ökosystem schon durch eine leichte Intensivierung der Nutzung schnell an Mechanismen zur Selbstregulation verliert.“