Reading. Bienen und andere Tiere tragen Pollen weiter. Doch viele Arten sind bedroht

In weiten Teilen der Welt sind Pflanzen bestäubende Vögel, Säuger und Insekten bedroht. Vor allem Klimawandel, intensive Landwirtschaft und die Verbreitung von Krankheitserregern machen ihnen zu schaffen, berichten Forscher um den britischen Agrar-Experten Simon Potts von der Universität Reading im Fachmagazin „Nature“. Zwar können auch Wind und Wasser Pollen von männlichen zu weiblichen Pflanzenteilen tragen. Doch Insekten und andere Tiere spielen eine weitaus wichtigere Rolle: Von ihnen hängen große Teile der Nahrungsmittelproduktion ab.

In Europa sind den Forschern zufolge neun Prozent der Bienen und neun Prozent der Schmetterlinge bedroht. In einigen Ländern seien bis zu 50 Prozent der Bienenarten gefährdet. Am verbreitetsten ist weltweit die Westliche Honigbiene (Apis mellifera). Die Anzahl der Völker dieser Bienenart sei in den vergangenen Jahrzehnten in den USA und in Deutschland zurückgegangen. In China, Argentinien und Spanien sei sie hingegen stark gestiegen.

Hierzulande gab es laut Deutschem Imkerbund Anfang der Neunzigerjahre noch mehr als 1,2 Millionen Bienenvölker. Bis zum Jahr 2007 hat sich die Zahl dann nahezu halbiert. Seit einigen Jahren nimmt sie aber wieder zu – auch, weil wieder mehr Menschen die Imkerei als Hobby für sich entdecken.

Die Wissenschaftler um Potts nennen fünf Hauptgründe, warum die Zahl der Bestäuber zurückgeht: die immer intensivere Landwirtschaft, durch die den Tieren weniger echte Natur zur Verfügung steht, giftige Pestizide, den Klimawandel, Krankheitserreger wie die Varroa-Milbe und in Ökosysteme einwandernde Fressfeinde. Die meisten bestäubenden Tiere sind Insekten, darunter auch Schmetterlinge und Käfer. Aber manche Vögel, Fledermäuse und Eidechsen leisten auch ihren Beitrag. Die wichtigsten Bestäuber sind Bienen. Weltweit gibt es zwar mehr als 20.000 Arten, doch nur eine Handvoll wird im großen Stil in der Landwirtschaft genutzt. Schätzungen zufolge sorgen sie dafür, dass Feldfrüchte im Wert von bis zu 577 Milliarden US-Dollar im Jahr zusätzlich geerntet werden können.

In einem Artikel im Fachmagazin „Science“ machen Biologen um Lynn Dicks von der Universität East Anglia im britischen Norwich Vorschläge, was Regierungen zum Schutz der Bestäuber tun können. Dazu gehört, sich für strengere Regeln beim Einsatz von Pestiziden weltweit einzusetzen. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass einige Mittel zwar nicht tödlich seien, aber dennoch negative Auswirkungen hätten, schreiben die Wissenschaftler. Auch gentechnisch veränderte Pflanzen können Bestäubern indirekt schaden, warnen die Forscher. Wenn Landwirte mit Pflanzen arbeiteten, die gegen Pflanzenschutzmittel immun gemacht wurden, setzten sie oft mehr Herbizide ein. Dadurch gebe es weniger Blumen. Die genauen Auswirkungen auf Bestäuber seien bislang noch nicht geklärt, so das Fazit der Wissenschaftler.