Bukavu/New York. Grauergorillas sind die größten Primaten der Erde. Sie sind vom Aussterben bedroht

Nach einem dramatischen Populationsschwund gilt der Östliche Flachlandgorilla als vom Aussterben bedroht. Die Population der Tiere, die auch Grauergorilla (Gorilla beringei grauer) genannt werden, fiel einer Studie zufolge binnen 20 Jahren um mehr als drei Viertel auf unter 4000 Tiere. Das berichten Forscher um Andrew Plumptre von der amerikanischen Wildlife Conversation Society im Magazin „Plos One“. Sie fordern die Demokratische Republik Kongo, auf deren Territorium diese Gorillas leben, zu einem verstärkten Schutz der Tiere auf. Andernfalls würden Grauergorillas – die größten Primaten der Welt – innerhalb der kommenden fünf Jahre vielerorts komplett verschwinden.

Vor Ausbruch des Bürgerkriegs 1996 wurde die Population der Grauergorillas, die im Osten des Landes leben, auf 16.900 geschätzt. Vor allem aufgrund von Sichtungen von Schlafnestern, in denen die Tiere die Nacht verbringen, geht das Team inzwischen von nur noch 3800 Tieren aus – ein Rückgang um 77 Prozent innerhalb einer Generation. Es sei wahrscheinlich, dass diese Schätzung noch zu optimistisch sei. Im Nationalpark Kahuzi-Biéga, wo es früher sehr viele Tiere gab, schwand die Population sogar um fast 90 Prozent. Aufgrund der Schätzung hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Östlichen Flachlandgorilla auf ihrer Roten Liste vor einem Monat nicht mehr nur als stark gefährdet eingestuft, sondern als vom Aussterben bedroht. Nun wurde die Studie veröffentlicht. Als Gründe für den Rückgang nennen die Forscher vor allem den Bürgerkrieg von 1996 bis 2003 und den Bergbau in der Region. Beides führte demnach unter anderem zur Abholzung von Wäldern und zur verstärkten Jagd nach den Tieren. Die Gorillas seien zwar gesetzlich geschützt, schreiben die Forscher. Aufgrund ihrer Größe sei das Fleisch jedoch sehr viel wert. Weil sie sich in Gruppen auf dem Boden bewegten, seien sie einfach zu jagen.

Der drastische Rückgang der Tiere hat auch die Forscher überrascht. „Wir wussten zwar, dass Grauergorillas Probleme haben, aber niemand hatte erkannt, wie stark sie abgenommen hatten“, wird Plumptre in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. Insgesamt deckt das Verbreitungsgebiet des Grauergorillas knapp 20.000 Quadratkilometer ab – das entspricht etwa der Fläche von Rheinland-Pfalz. Der Grauergorilla bildet zusammen mit dem Berggorilla die Art der Östlichen Gorillas. Die Art der Westlichen Gorillas besteht ebenfalls aus zwei Unterarten. Für alle gilt jetzt der höchste Gefährdungsstatus.