Berlin. Neonikotinoide schaden Bienen. Grüne kritisieren die Bundesregierung

Die Menge der in Deutschland eingesetzten Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide ist trotz Teilverboten kaum zurückgegangen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. Demnach wurden im Jahr 2013 in Deutschland 200 Tonnen der Gifte abgesetzt, 2014 sogar 207 und im vergangenen Jahr 203 Tonnen. Studien belegen die schädliche Wirkung der Neonikotinoide auf Bienen, Schmetterlinge und andere Tiere.

„Es ist unumstritten, dass diese Insektengifte extrem gefährlich für Bienen und andere nützliche Insekten sind“, sagte Harald Ebner, Pestizid-Experte der Grünen-Fraktion im Bundestag, dieser Zeitung. Dass deren Einsatz auf gleichem Niveau verharrte, zeige, dass die geltenden Teilverbote nicht ausreichten. Anders als Frankreich mache die Bundesregierung nichts weiter, als abzuwarten. Die Franzosen haben im Juli beschlossen, Neonikotinoide nach 2020 nicht mehr für den Pflanzenschutz zu verwenden.

Neonikotinoide wirken als Fraß- oder Kontaktgift auf die Nervenzellen von Insekten und sollen Pflanzen vor Schädlingen wie dem Maiswurzelbohrer schützen. Doch die Gifte stehen im Verdacht, für das Bienensterben mitverantwortlich zu sein. So hat der Neurobiologe Randolf Menzel in seiner Forschung an der Freien Universität Berlin belegt, dass Bienen schon nach kleinsten Dosen der Insektizide Orientierung und Gedächtnis verlieren.

Wissenschaftler aus Frankfurt und Mainz entdeckten kürzlich, dass Neo-nikotinoide selbst in geringen Konzentrationen ein im Futtersaft von Ammenbienen enthaltenes Signalmolekül für die Larvenaufzucht vermindern und damit ein Risiko für die Brutentwicklung der Honigbienen darstellen. Und ein britisches Forscherteam veröffentlichte im August eine Studie, nach der die Population von Wildbienen-Arten, die sich vorrangig von mit Neonikotinoiden behandeltem Raps ernähren, stark schrumpfte.

In Deutschland gelten unterschiedliche Teilverbote. So sind seit Juli der Handel und das Aussäen von Saatgut verboten, das mit bestimmten Neonikotinoiden behandelt wurde. Auch darf Wintergetreide nicht mehr mit den Neonikotinoiden Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam behandelt werden. Schon seit 2013 gelten in der EU außerdem Anwendungsbeschränkungen für bestimmte Wirkstoffe für den Einsatz beim Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle – diese Pflanzen lieben Bienen besonders.