Berlin. Nur drei von 14 Outdoor-Kleidungsstücken bestehen Regentest. Zudem verwenden viele Hersteller kritische Chemikalien zur Imprägnierung

Funktionsjacken müssen einiges leisten: Wind und Regen sollen abprallen, trotzdem soll noch Sauerstoff an die Haut kommen. Die Outdoorbranche lässt sich diese Vielseitigkeit gut bezahlen. Doch viele der teuren Kleidungsstücke lassen ihre Käufer wortwörtlich im Regen stehen, zeigt eine neue Untersuchung der Stiftung Warentest. Einer der teuersten Kandidaten – die 250-Euro-Jacke von Maier Sports – schneidet am schlechtesten ab. Sie lässt Feuchtigkeit rein, aber nicht raus – für die Tester mangelhaft. Selbst im ungewaschenen Neuzustand drang Wasser durch, während Wanderer gleichzeitig kräftig schwitzen müssen.

Aber auch bekannte Konkurrenten wie Northland, Vaude, McKinley und Columbia versagten, keine der Jacken hielt im Neuzustand trocken. Die Produkte der Branchenriesen Mammut und The North Face scheiterten erst an der zweiten Hürde. Die Tester wuschen die Jacken fünfmal, entfernten so einen Großteil der Imprägnierung, anschließend ließen auch die Marktführer den Regen durch. „Eine gut verarbeitete Jacke sollte auch ohne Imprägnierung dicht halten“, erklärt Renate Ehrnsperger von Stiftung Warentest, die die Untersuchung leitete.

Die Imprägnierung sei wichtig für die Atmungsaktivität, ohne sie saugten die Jacken sich voll, fühlen sich im nassen Zustand klamm an, trotzdem bleiben die Träger aber trocken. Das Problem der Undichte könnte an einer zunehmend schlechteren Verarbeitung der Produkte liegen, vermutet die Ingenieurin. „Beim Nähen der Jacke wird die Membran oder die Beschichtung durchstochen. Diese Stellen müssen danach abgeklebt werden, Reißverschlüsse abgedeckt werden“, so Ehrnsperger. Aber bei vielen Jacken seien Nähte schlecht oder gar nicht abgeklebt.

Mit der Note gut gehen nur zwei aus der Prüfung hervor: Haglöfs Astral III Jacket für 360 Euro, die teuerste Jacke im Test, und Schöffel Easy L II für 180 Euro. Neu kam die Haglöfs-Jacke mit Regen sehr gut zurecht, die Schöffel-Jacke immerhin noch gut. Nach fünf Wäschen schneiden beide hier noch befriedigend ab. Auch die Jack Wolfskin Shelter Jkt hält gegen Regen im Neuzustand gut und gewaschen befriedigend dicht, kann aber bei der Atmungsaktivität nicht mit den Testsiegern mithalten. Alle anderen Jacken lassen Outdoorfreunde spätestens nach der fünften Wäsche im Stich, so die Prüfer.

Um die Jacken wasser- und schmutzabweisend zu machen, setzen fast alle Anbieter im Test per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) ein. „Sie können aus Textilien auswaschen oder auch ausgasen. Sind sie einmal in der Natur, werden PFC nicht abgebaut, sie verbleiben für immer dort, gelangen auch in die Nahrungskette“, sagt Chemikalienexpertin Lena Vierke vom Umweltbundesamt (UBA). Die berühmtesten Vertreter dieser Stoffgruppe sind perfluorierte Oktansulfonsäure (PFOS) und perfluorierte Oktansäure (PFOA). Beide können die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen, gelten als potenziell krebserregend. PFOS wurde deshalb bereits weitgehend verboten. Für PFOA gilt bislang nur in Norwegen ein Grenzwert. Experten erwarten eine EU-weite gesetzliche Einschränkung von PFOA noch in diesem Jahr. Aus Image-Gründen hätten viele Anbieter den Stoff mittlerweile verbannt, so die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die seit 2011 Outdoorartikel auf PFC testet.

Trotzdem sind sowohl PFOS als auch PFOA nach wie vor in vielen Produkten nachweisbar, wie die jüngste Untersuchung zeigte. „Sie können als Abbauprodukte von anderen PFC entstehen“, erklärt Vierke. Im Test verzichten lediglich Vaude und Maier Sports auf PFC. Beide Jacken versagten jedoch im Regentest. „Dass PFC-freie Produkte schlechter sind, kann man daraus aber nicht schließen“, sagt Projektleiterin Ehrnsperger. Die betroffenen Produkte seien nicht gut verarbeitet gewesen. „Dass PFC-freie Produkte weniger gut schützen, ist mir nicht bekannt“, bestätigt auch Lena Vierke.