Erhöhte Vorsichtsmaßnahmen für Verordnungen des Gerinnungshemmers Pradaxa

Ingelheim. Nach der Einnahme von Pradaxa, einem neuen Mittel zur Vorbeugung gegen Schlaganfälle der Firma Boehringer Ingelheim, sind in Deutschland mehrere Patienten gestorben. Eine genaue Zahl konnte der Sprecher des deutschen Pharma-Unternehmens, Reinhard Malin, gestern nicht nennen. Die von der Wochenzeitung "Die Zeit" genannte Zahl von weltweit 50 Todesfällen sei aber "realistisch".

Das japanische Gesundheitsministerium hatte bereits im August vor Komplikationen mit dem neuen Präparat gewarnt. Bei 81 Patienten seien schwere innere Blutungen aufgetreten, einige seien infolgedessen gestorben.

Das Präparat beinhaltet den Wirkstoff Dabigatranetexilat. "Er wird seit September neu eingesetzt zur Schlaganfallvorbeugung bei Patienten mit Vorhofflimmern", sagt Prof. Stephan Willems, Direktor der Klinik für Kardiologie mit Schwerpunkt Elektrophysiologie am Universitären Herzzentrum des Uniklinikums Eppendorf.

Der Boehringer-Sprecher erläuterte, als Gerinnungshemmer verhindere Pradaxa, dass sich Blutgerinnsel bilden und dadurch Schlaganfälle ausgelöst werden. Bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion könne das Ausscheiden des Arzneimittels gestört werden. Dabei könne es zu mitunter lebensbedrohlichen inneren Blutungen kommen. Diese Nebenwirkungen seien bei gerinnungshemmenden Arzneimitteln allerdings allgemein bekannt. Als Konsequenz aus den Todesfällen habe Boehringer in Absprache mit den Aufsichtsbehörden verbesserte Informationen an Fachärzte verschickt. So müsse die Nierenfunktion regelmäßig überprüft werden. Patienten mit schweren Nierenschäden sollte das Mittel grundsätzlich nicht verabreicht werden. "Es gibt aber keine Notwendigkeit, das Präparat vom Markt zu nehmen", sagte der Unternehmenssprecher.

Bisher war es üblich, die Patienten mit dem Wirkstoff Phenprocoumon (Marcumar) zu behandeln. "Patienten, die gut auf Marcumar eingestellt sind, werden auch weiterhin damit behandelt", sagt Willems und rät allen Patienten, die jetzt Pradaxa einnehmen, einmal ihre Nierenfunktion überprüfen zu lassen.