Leeds. Viren können sich offenbar in Abwehrzellen vermehren

Virusinfektionen nach Mückenstichen werden durch die körpereigene Abwehrreaktion verschlimmert. Der Speichel der Mücken, der beim Stechen übertragen wird, lockt Abwehrzellen an die Einstichstelle. Sind Viren von der Mücke in den Körper gelangt, vermehren sie sich dann ausgerechnet in den herbeigerufenen Abwehrzellen, berichten Wissenschaftler aus England und Estland im Fachblatt „Immunity“. Dies erleichtert ihre Ausbreitung.

Eine Reihe von Infektionskrankheiten wird durch Erreger ausgelöst, die von Mücken übertragen werden – etwa Dengue, Gelbfieber oder Zika. Die Viren gelangen beim Stechen mit dem Speichel der Mücke in den Körper des Menschen. Was dann genau passiert, untersuchten die Wissenschaftler von der University of Leeds mit Hilfe von Mäusen. Sie wählten Mücken der Art Aedes aegypti, die in den Tropen und Subtropen verbreitet sind. Sie injizierten den Mäusen zum einen mit einer Spritze eine Dosis des Semliki-Forest-Virus, einem Verwandten des Chikungunya-Virus. Die Forscher stellten fest, dass sich die Viren nur schlecht vermehrten. Wenn sie die Mäuse jedoch von einer Mücke stechen ließen und erst dann Viren an der Stichstelle injizierten, stieg die Zahl der Viruspartikel – sie lag um etwa das Zehnfache über der zuvor festgestellten Zahl. Die Mäuse erkrankten schwer. Weiter zeigte die Studie, dass die durch den Mückenspeichel hervorgerufene Immunreaktion maßgeblich für die beobachteten Unterschiede verantwortlich ist.

Der Speichel ruft weiße Blutkörperchen auf den Plan, die dann die Abwehrreaktion koordinieren und unter anderem die Freisetzung von weiteren Immunzellen auslösen. Diese wiederum werden von den Viren infiziert und zur eigenen Vermehrung benutzt. Die Wissenschaftler berichten weiter, dass die kleine Schwellung nach einem Stich dazu beiträgt, die Viren an Ort und Stelle zu halten und so die Infektion der Immunzellen begünstigt.