Berlin. Heute vor 75 Jahren stellte der Ingenieur Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Computer vor

    Die Wiege des Computers steht nicht etwa in Philadelphia (USA), wo 1944 der bekanntere Militärrechner „Eniac“ entstand. Sie steht in Berlin-Kreuzberg. Dort präsentierte der Ingenieur Konrad Zuse heute vor 75 Jahren die „Zuse Z3“, den Urahn des modernen Computers.

    Alles begann 1935. Das Jahr, in dem Zuse seinen Eltern verkündete, dass er seinen Job kündigen wolle und das elterliche Wohnzimmer als Werkstatt benötige, um eine vollautomatische Rechenmaschine zu konstruieren. Zuse, ein Bauingenieur, arbeitete damals bei den Henschel-Flugzeugwerken. Man kann sich also die Verblüffung der Eltern vorstellen, aber sie willigten tatsächlich ein. Auch seine Schwester, seine Freunde und ein wohlhabender Mäzen, der Hersteller von Tischrechenmaschinen Pandtke, waren der Meinung, dass die Idee es wert war, ausprobiert zu werden: Sie finanzierten die Entwicklungsarbeiten. „Ich war zu faul zum Rechnen“, erklärte Konrad Zuse später seinen Antrieb, einen automatischen Rechner zu entwickeln. So entstand von 1936 bis 1938 die erste programmgesteuerte Rechenmaschine der Welt, die Z1 – ein vollmechanischer Computer, bestehend aus Tausenden Blechen mit eingestanzten Löchern, die als Schaltglieder gegeneinander verschoben wurden. Leider war die Z1 unzuverlässig, die Mechanik hakte. Zuse nutzte bei seiner Weiterentwicklung schließlich Telefonrelais als Schalter. So entstand bis 1941 die Z3. Die elektromechanische Maschine wurde der erste nutzbare Computer der Welt.

    Nach dem Krieg kam die Weiterentwicklung zunächst zum Erliegen. 1950 mietete dann die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich für mehrere Jahre den Nachfolger Z4, es folgten Bestellungen von weiteren Firmen. Bis 1969 produzierte die Zuse KG rund 800 Rechenanlagen, wurde aber zunehmend von Konkurrenzfirmen wie Siemens, Bull, Telefunken, Olympia und vor allem IBM verdrängt.

    Der Grundaufbau der Z3 ist bis heute Standard moderner Computer

    Doch der Grundaufbau der Z3 sei bis heute Standard, sagt der heute 70-jähriger Sohn Horst Zuse, selbst Informatikprofessor. Jeder Computer, sei es der Großrechner oder ein Smartphone, besteht nach der Berliner Erfindung aus Rechenwerk, Speicherwerk, Steuerwerk sowie Steuerprogramm und arbeitet binär, also nur mit den Zahlen 0 und 1. Geblieben sind vom Computerpionier in Berlin die Nachbauten der Rechenmaschinen im Deutschen Technikmuseum und das nach ihm benannte und renommierte „ZIB“ – das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin, kurz Zuse-Institut Berlin, in Dahlem.