New York. Stoffwechselrate und Fettspeicher der frühen Menschen überflügelten ihre nächsten Verwandten

    Der Mensch verdankt sein großes Hirn nach Ansicht einer Forschergruppe unter anderem einer hohen Stoffwechselrate. Das internationale Team hatte den Homo sapiens mit seinen engsten Verwandten im Tierreich, den Menschenaffen, verglichen. Demnach hat der Mensch neben der Stoffwechselrate auch einen besonders hohen Anteil an Körperfett. Dieser bilde die Energiereserven für den Stoffwechsel, schreibt die Gruppe um Herman Pontzer vom Hunter College in New York in der Zeitschrift „Nature“.

    Der Mensch sei in Bezug auf seinen Energiehaushalt eine besondere Spezies, erläutern die Forscher. So habe er sich, zumindest früher, im Vergleich zu Menschenaffen häufiger fortgepflanzt, er habe größere Neugeborene und ein größeres Gehirn. Dies alles benötige viel Energie. Um diese zu generieren, habe der Homo sapiens, so die Hypothese der Forscher, seinen Organismus im Laufe der Evolution angepasst.

    Um dies zu prüfen, ermittelte das Team den Gesamtenergieverbrauch über mehrere Tage von insgesamt 56 Schimpansen (Pan troglodytes), Bonobos (Pan paniscus), Westlichen Gorillas (Gorilla gorilla) und Orang-Utans (Pongo spp.). Zum Vergleich zogen die Forscher Daten von 141 erwachsenen Menschen heran. Ergebnis: Unter Berücksichtigung der Körpergröße verbrauchen Menschen pro Tag etwa 400 Kilokalorien mehr als Schimpansen und Bonobos, 635 mehr als Gorillas und 820 mehr als Orang-Utans. Weil die körperliche Aktivität der Arten etwa vergleichbar war, ist nach Meinung der Autoren ein Großteil des höheren Energieverbrauchs der Menschen auf die höhere Stoffwechselrate in Gehirn, Leber und Darm zurückzuführen.

    Zudem habe der Mensch von diesen Arten den höchsten Anteil an Körperfett, schreiben sie. „Menschen zeigen eine entwickelte Veranlagung, Fett zu speichern, während andere Hominiden relativ schlank bleiben, selbst in Gefangenschaft, wo das Aktivitätsniveau bescheiden ist.“ Dies erklären sie damit, dass der höhere Energieverbrauch von Gehirn und anderen Organen einen größeren Pufferspeicher benötige. Der Stoffwechsel bilde dafür den energetischen Rahmen.

    Um diesen Rahmen zu gewährleisten, so die Forscher weiter, habe es im Laufe der Evolution weitere Anpassungen gegeben: Eine Verkürzung der Darmlänge oder effizienteres Gehen hätten den Energiehaushalt ausgedehnt. Auch das Teilen von Lebensmitteln bot eine zusätzliche Energiequelle vor allem für Kinder und für Frauen, die die zusätzliche Energielast der Fortpflanzung tragen. „Wir vermuten, dass das Teilen von Nahrung und der Körperfettanteil anstiegen, um die Risiken durch einen erhöhten Energieverbrauch abzumildern“, schreiben die Forscher.