Hamburg. Am Nachthimmel über Hamburg bieten sich im Mai ganz besondere Aussichten auf unsere Nachbarplaneten Mars und Merkur. Auch Saturn und Jupiter sind gut sichtbar

Am Nachmittag des 9. Mai überholt der sonnennächste Planet Merkur unsere Erde und tritt genau zwischen uns und die Sonne. Als winziger, dunkler Punkt zieht er innerhalb weniger Stunden vor der Sonne vorbei. Dieser seltene Merkurtransit ist aber leider nur im Fernrohr unter Verwendung spezieller Sonnenschutzfilter zu sehen. Während Merkur vor der Sonne steht, strebt Venus hinter die Sonne. Für uns Erdlinge steht also Venus wie Merkur nahezu in Blickrichtung Sonne und ist nicht zu sehen.

Erst nachdem der Glutball der Sonne spätabends unter den Nordwesthorizont gesunken ist, geht die große Show der Planeten weiter. Zunächst zeigt sich Jupiter, der König der Planeten. Als hellster Lichtpunkt wird er kurz nach Sonnenuntergang hoch im Süden sichtbar und man kann ihn nicht übersehen. Sobald es dunkel genug geworden ist, sehen wir weniger als eine Handspanne rechts von ihm den funkelnden Regulus, den hellsten Stern im Löwen. Näher kommt Jupiter nun nicht mehr an diesen Stern heran, denn der Riesenplanet kehrt am 10. Mai seine Bewegung um und wandert wieder rechtsläufig, ostwärts durch den Löwen. In der Mitte der Nacht, kurz nach ein Uhr, ist der Riesenplanet bereits tiefer Richtung Westen gesunken. Ende Mai geht er bereits vor drei Uhr morgens unter.

Vom 13. bis 15. Mai wandert der zunehmende Mond an Regulus und Jupiter im Löwen vorbei und zieht weiter Richtung Spica in der Jungfrau. Der bläuliche Stern Spica und der hoch über ihm rötlich funkelnde Arktur sind die beiden hellsten Fixsterne des Frühlingshimmels. Gemeinsam mit Denebola, dem Schwanzstern des Löwen, bilden sie ein großes, nahezu gleichseitiges Sternendreieck: das sogenannte Frühlingsdreieck, das um Mitternacht über dem Südwesthorizont steht.

In der Vollmondnacht zum 22. Mai leuchtet die Mondkugel im Grenzgebiet zwischen Waage und Skorpion nur fünf Grad über dem Planeten Mars. Beide Himmelskörper, Mond und Mars, stehen dann der Sonne am Himmel diametral gegenüber – in Opposition, wie Astronomen sagen. Sie passieren in der Mitte der Nacht, kurz nach ein Uhr nahezu gleichzeitig die Südrichtung – wenn auch nur in bescheidener Höhe über dem Horizont.

Während die Erde von Merkur überholt wird, überholt sie ihrerseits den weiter außen und langsamer umlaufenden Planeten Mars. Ende Mai kommen wir ihm dabei mit „nur“ 75 Millionen Kilometer so nah, wie es seit elf Jahren nicht mehr geschehen ist: Der rötlich leuchtende Mars erscheint uns dann sogar noch heller als Jupiter. Zu Monatsbeginn taucht Mars zwei Stunden nach Sonnenaufgang am Südosthorizont auf. Am 22. Mai geht er bereits bei Sonnenuntergang auf und ist während der ganzen Nacht sichtbar. Da die schnellere Erde den Mars in diesem Monat überholt, bleibt er vor den Sternen des Skorpions zurück und wechselt am 28. Mai ins Sternbild Waage.

Anfang des Monats steht Mars noch fünf Grad nördlich über dem Hauptstern Antares im Skorpion. Der funkelnde Antares schimmert fast in derselben Farbe wie Mars, und nur selten übertrifft ihn Mars an Helligkeit – wie zurzeit. Diese Ähnlichkeit der beiden Lichtpunkte hat auch zu der Benennung „Antares“ geführt, denn sie bedeutet so viel wie „Gegenmars“.

Tatsächlich sind sie sehr gegensätzlich, denn der Mars ist eine eisige Gesteinskugel, nur halb so groß wie unsere Erde, die mehr schlecht als recht von der Sonne gewärmt und beleuchtet wird. Antares hingegen ist wie unsere Sonne ein glühender Gasball – allerdings mit einer geringeren Temperatur von 3400 Grad Celsius, was seine rötliche Färbung erklärt. Antares ist zwar ein viele Hundert Million Kilometer großer Riesenstern. An die Stelle der Sonne versetzt, würde sein glühender Leib weit über die Umlaufbahn der Erde, ja sogar der des Mars hinausragen. Dennoch erscheint uns der Gigant nur als winziges Sternpünktchen am Himmel, da er mit 600 Lichtjahren Distanz zig Millionen Mal weiter von uns entfernt ist als unser Nachbarplanet Mars. Links (östlich) von Mars leuchtet Saturn, der viele Hundert Millionen Kilometer jenseits von Mars die Sonne gemächlich umrundet. Der Ringplanet wandert im Schlangenträger und bildet mit Mars und Antares ein Dreieck. Seine Helligkeit kann mit Mars nicht konkurrieren, doch sein gelbliches Leuchten verrät ihn als Planeten.

Am Abend des 22. Mai – einen Tag nach Vollmond – zieht der Mond an Saturn vorbei. Der ferne Planet geht eine halbe Stunde nach Mars auf und zeigt schon im kleinen Fernrohr ab etwa 30-facher Vergrößerung sein Ringsystem. Anfang Juni wird auch Saturn in Erdnähe gelangen, doch schon jetzt haben wir quasi von der Überholspur einen Panoramablick auf die Planeten, der sich in einer klaren Mainacht von Jupiter im Westen über Mars bis zum Saturn im Süden erstreckt.

Die vollständige Monatssternkarte aus dem Planetarium Hamburg kann im Internet mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast kostenlos heruntergeladen werden unter: www.abendblatt.de/sterne