Champaign. Kommerzielle Zuchtanlagen könnten für den Befall der Insekten verantwortlich sein, vermuten Forscher

Zu dem Hummelsterben in Nordamerika haben laut einer Studie die dortigen kommerziellen Zuchtanlagen beigetragen. In diesen Stationen und in Gewächshäusern habe sich der Pilzparasit Nosema bombi stark ausbreiten und dann wilde Hummelbestände infizieren können, schreiben US-Forscher in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).

In den USA sorgen schwindende Bestände etlicher Arten von Hummeln (Bombus) seit rund 20 Jahren für Aufsehen. Daran scheint der Pilzparasit Nosema bombi beteiligt zu sein: Dieser ist in den schrumpfenden Beständen wesentlich stärker verbreitet als sonst. Besonders stark betroffen in Nordamerika sind fünf Hummelarten, darunter die Westliche Hummel (Bombus occidentalis) und die Östliche Hummel (Bombus impatiens). Von 1992 bis 1994 wurden Königinnen dieser Arten zu Zuchtstationen nach Europa verschifft, um Kolonien heranzuziehen. Diese wurden anschließend zurück nach Nordamerika gebracht, um in Gewächshäusern und auf Feldern insbesondere Tomatenblüten zu bestäuben. Bisher glaubten viele US-Experten, dabei sei der Pilz Nosema bombi aus Europa eingeführt worden.

Um die Ausbreitung des Pilzes seit 1980 zu untersuchen, analysierten die Forscher von der University of Illinois Tausende Hummeln verschiedener Arten aus Sammlungen in Amerika und Europa auf den Erreger. Resultat: Bei jenen amerikanischen Hummelarten, deren Bestände abnahmen, fanden die Forscher schon ab 1980 – also lange vor Beginn des Austauschs mit Europa – den Erreger. Zudem unterschieden sich die europäischen Stämme genetisch kaum von den amerikanischen. Daher halten die Autoren einen europäischen Ursprung des Hummelsterbens für unwahrscheinlich.

Stattdessen schlagen sie ein anderes Szenario vor: „Die kommerzielle Bestäubung von Treibhaustomaten geschah Mitte der 1990er-Jahre hauptsächlich in der Pazifikregion der USA und in Ostkanada, also in jenen Regionen, wo auch die Hummelarten schwanden“, scheibt das Team. „Man weiß, dass Arbeiterinnen aus kommerziell gezüchteten Kolonien oft außerhalb von Treibhäusern Futter suchen, vermutlich weil sie Pollen und Nektar von Wildblüten den Pollen der kultivierten Tomaten vorziehen.“ Dies stütze die Annahme, dass N. bombi von kommerziellen Kolonien in Nordamerika auf Wildpopulationen übergesprungen sei. In Zuchtanlagen seien die Bedingungen für die Entstehung aggressiver Parasitenstämme ideal. Für das Phänomen sei jedoch vermutlich nicht nur der Pilz verantwortlich, sondern weitere Stressfaktoren wie der Klimawandel und der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft.