Hamburg . Der Planet ist selten zu sehen und besonders gut in diesem April. Mars und Saturn zeigen sich ebenso in voller Pracht

Haben Sie schon einmal den Merkur erblickt? Der Planet rast ja innerhalb der Erdbahn um die Sonne und entfernt sich daher nie weit von unserer Blickrichtung zu unserem Zentralgestirn. Wir können ihn somit nur an wenigen Tagen beobachten: entweder in der Morgen- oder in der Abenddämmerung.

Nun naht die wohl beste Gelegenheit in diesem Jahr, den Planeten am Abendhimmel auszumachen: Blicken Sie in der ersten Aprilhälfte, etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, nach Westen. Ab dem 3. April zeigt sich Merkur dort nur wenige Grad über dem Horizont. Als heller Lichtpunkt glänzt er im Licht der Sonne, bleibt jedoch selbst bei klarer Sicht nur wenige Minuten sichtbar, bevor er untergeht.

Am 8. April zeigt sich Merkur sogar in Begleitung der hauchdünnen Mondsichel – nur einen Tag nach Neumond kann es uns gelingen, dieses „Neulicht“ des Mondes links neben Merkur auszumachen. Am 9. April steht die Mondsichel schon deutlich höher als Merkur.

Ab dem 18. April nimmt Merkurs Helligkeit rasch ab, denn er zeigt uns zunehmend seine unbeleuchtete Nachtseite. Ab dem 20. April vermag es der Planet wohl nicht mehr, sich gegen die Dämmerung und den Horizontdunst durchzusetzen. Am 9. Mai wird Merkur uns für wenige Stunden als winziger dunkler Punkt seine Nachtseite zuwenden und vor dem grellen Sonnenball vorbeiziehen. Es lohnt daher in den kommenden Wochen besonders, sich mit dem sonnennächsten der Planeten zu beschäftigen.

Nachtschicht für Jupiter

Während Merkur in der Abenddämmerung über dem Westhorizont leuchtet, ist ein weiterer Planet zu sehen, der auf der gegenüberliegenden Himmelsseite im Südosten leuchtet, höher und auffälliger, als es Merkur jemals könnte. Während Merkur abends absteigt, steigt er noch höher: der helle Planet Jupiter. Auch im April ist er das Glanzlicht der Nacht. Er fällt uns nicht nur als hellster Lichtpunkt auf, sondern auch durch sein ruhiges Leuchten. Denn als Planet zeigt er nicht das für Sterne typische Funkeln.

Unsere Erde überholt gerade diesen langsameren, in etwa fünffacher Erddistanz von der Sonne umlaufenden Riesenplaneten. Er bewegt sich unterhalb eines lang gestreckten Sternentrapezes, das den Körper des Sternbildes Löwe markiert.

Rechts über Jupiter finden wir den hellsten Stern in diesem Trapez und im ganzen Sternbild. Es ist der bläulich funkelnde Alpha Leonis, der den Eigennamen „Regulus“ (Lateinisch für „kleiner König“) trägt. Den Kopf und die Mähne des Löwen finden wir in Form eines gespiegelten Fragezeichens, einer sichelförmigen Sternengruppe, die sich von Regulus aus erhebt. Am 16. April zieht der zunehmende Mond an Regulus vorbei und wandert dann in der Nacht vom 17. auf den 18. April an Jupiter im Löwen vorbei.

Hoch über unseren Köpfen streben die sieben Sterne des Großen Wagens in den Zenit – wir müssen uns fast den Hals verrenken, um sie zu sehen. Der Große Wagen ist jedoch nur der hellere Teil des viel größeren Sternbildes Großer Bär – oder genauer: der Großen Bärin (Lateinisch Ursa Major). Der griechischen Sage nach war dies die wunderschöne Kallisto, der Zeus nachstellte und die er in eine Bärin verwandelte, als seine Göttergattin Hera ihm auf die Schliche kam. Damit nicht genug: Auf Geheiß der misstrauischen Hera musste Zeus die Bärin für ihn möglichst unerreichbar hoch hinauf in den Himmel schleudern. Dort kreist sie noch heute jede Nacht um den Polarstern.

Auch das Sternbild Skorpion geht auf

Im Nordosten zeigen sich die ersten Anzeichen des Sommers: das ausgedehnte Sternbild Herkules und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks, die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan, machen sich bereits bemerkbar – vor Mitternacht allerdings nur recht horizontnah. Sobald jedoch nach Mitternacht Jupiter und Löwe tiefer Richtung Westen sinken, gehen im Osten das vollständige Sommerdreieck und im Süden, leider nur horizontnah, das prächtige Tierkreissternbild Skorpion auf. Diese typischen Sterne des Sommers prägen schon jetzt die zweite Nachthälfte.

Zwei Planeten, die in den kommenden Wochen alle Blicke auf sich ziehen werden, tummeln sich im Umfeld des Skorpions: Mars und Saturn. Sie bewegen sich derzeit im 13. Tierkreissternbild, dem Schlangenträger. Dieses ausgedehnte Sternbild, das Äskulap, den griechischen Halbgott der Heilkunst, darstellen soll, ragt zwischen Skorpion und Schütze in die Ebene der Planetenbahnen hinein. Daher ziehen alle Planeten sowie Sonne und Mond auch durch dieses Sternbild.

Da Mars und Saturn im kommenden Monat von unserer Erde überholt werden, wandern sie durch den westlichen Teil des Schlangenträgers und werden rückläufig. Bereits kurz nach Mitternacht tauchen sie kurz nacheinander im Südosten auf. Gegen vier Uhr morgens finden wir das Planetenpaar dann in voller Pracht über dem südlichen Horizont.

Unverkennbar ist dabei Mars, denn er fällt uns durch seine orange-rote Farbe sofort auf. Seine Helligkeit nimmt im Laufe des Monats deutlich zu. Er ist das hellste Gestirn nach Jupiter, der dann schon tief am Westhorizont kurz vor seinem Untergang steht. Bis zum 20. April hat sich der Planet bis auf sieben Grad Distanz an den knapp links von ihm stehenden Saturn herangepirscht, bevor ihn seine rückläufige Bewegung wieder westwärts ein wenig Richtung Skorpion führt.

Der goldgelb glänzende Ringplanet Saturn geht nur wenige Minuten nach Mars auf und ist zwar deutlich lichtschwächer als Mars, aber immer noch heller als alle Sterne in der Umgebung.

Mars bildet mit dem unter ihm stehenden Antares, dem Hauptstern des Skorpions, und dem links von ihm stehenden Saturn im April ein eindrucksvolles Dreieck. Und kurz nach Vollmond schmückt in den Morgenstunden des 25. Aprils auch noch der abnehmende Mond diese Szene. Die Mondkugel steht dabei knapp über Mars/Antares und bildet mit den beiden Planeten ein prächtiges Dreieck.

Am besten können wir dies zwischen drei und vier Uhr morgens beobachten – sofern wir freie Sicht zum Südhorizont haben.