berlin.

Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sorgt für immer neue Schlagzeilen. Vor kurzem erst waren Spuren des Herbizids in mehreren deutschen Biersorten nachgewiesen worden. Doch der Stoff gelangt offenbar auch über andere Lebensmittel in den menschlichen Körper.

Bei einer Untersuchung von rund 2000 Personen wurden bei 99,6 Prozent Glyphosat-Rückstände im Urin nachgewiesen. Bei 75 Prozent der Probanden lagen die Werte bei mindestens 0,5 Mikrogramm pro Liter – dies ist fünfmal so hoch wie der für Trinkwasser zugelassene Grenzwert. Bei einem Drittel der Probanden wurde sogar die zehn- bis zu 42-fache für Trinkwasser zulässige Menge festgestellt.

Die Studie der Heinrich-Böll-Stiftung wurde von der Bürgerinitiative Landwende initiiert. Sie hatte in ihrer Kampagne „Urinale 2015“ Bürger dazu aufgefordert, ihren Urin auf Rückstände von Glyphosat testen zu lassen. Die höchste Belastung wurde bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren nachgewiesen, während bei Senioren über 70 Jahre die geringsten Mengen festgestellt wurden. Tendenziell höher belastet seien Männer und Landwirte. Geringere Werte wiesen Vegetarier und Bio-Esser gegenüber Mischköstlern auf, sagte die Studienleiterin und emeritierte Professorin für Veterinärmedizin, Monika Krüger, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Freitag in Berlin: „Glyphosat ist in der Nahrungskette angekommen. Zu den Folgen für die Gesundheit sind aber weitere Untersuchungen notwendig, um Zusammenhänge mit der Belastung durch Lebensmittel, Trinkwasser und beruflichen Kontakt zu erkennen.“ Glyphosat ist das weltweit am meisten genutzte Unkrautvernichtungsmittel. Die gesundheitlichen Folgen sind umstritten. So stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU sehen dagegen keine Gesundheitsgefährdung. Nächste Woche will die EU über die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat abstimmen.