Genf. Studie warnt vor Nachahmereffekt. Weltgesundheitsorganisation will höhere Altersfreigaben

Um Kinder und Jugendliche besser vor der Verlockung durch Zigaretten zu schützen, fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Heraufsetzung der Altersfreigabe für Filme mit rauchenden Schauspielern. In einer Studie warnt sie vor dem Nachahmereffekt, wenn Stars mit Zigarette auf der Leinwand zu sehen sind: Untersuchungen in den USA hätten ergeben, dass solche Filme 37 Prozent der neuen jungen Raucher dazu bewegten, zur Zigarette zu greifen, erklärt die WHO in ihrem „Smoke-free movies Report“.

Hollywoodlegende Donald Sutherland ist ein Star nach dem Geschmack der WHO. Der 80-Jährige gilt als kämpferischer Nichtraucher. Im 100-Meter-Umkreis von Sutherland dürfe niemand rauchen, berichteten Kollegen. Das sollte grundsätzlich auch auf der Leinwand und am TV-Bildschirm so sein, fordert die WHO.

„Rauchen in Filmen kann wie starke Werbung für Tabakprodukte wirken“, sagte der zuständige WHO-Direktor Douglas Bettcher. Angesichts von Werbeverboten und Verkaufsauflagen seien Filme in Kino, Fernsehen und Internet eine der letzten Kanäle, Millionen Menschen Bilder von Rauchenden vorzusetzen.

In 36 Prozent aller für Jugendliche freigegebenen Hollywoodfilme des Jahres 2014 sei geraucht worden, insgesamt sogar in 44 Prozent. Im selben Jahr könnten allein in den USA nach Schätzung der US-Gesundheitsbehörde CDC sechs Millionen junge Menschen durch Filme zum Rauchen verleitet worden sein. Rund zwei Millionen von ihnen könnten an tabakbedingten Krankheiten sterben. Betroffen ist längst nicht nur Hollywood. Filme etwa aus Deutschland, Italien oder Polen bieten laut WHO sogar noch mehr Raucherszenen.

Neben höheren Altersfreigaben für „Raucherfilme“ solle den Studios laut WHO verboten werden, reale Zigarettenmarken zu zeigen. Auch vermutete stille Geschäfte zwischen Tabakkonzernen und so manchem Studio sollten unterbunden werden. Filmproduzenten sollten einen Ehrenschwur leisten und im Abspann erklären „nichts von Wert für das Zeigen von Tabakprodukten“ erhalten zu haben. Auch die staatlichen Subventionen für solche Produktionen sollten gestrichen werden, fordert die WHO.