New York/Cincinnati. Forscher haben dasErbgut der Parasiten entschlüsselt. Diese breiten sich weiter aus

Sie zählen zu den ältesten und ungeliebtesten Begleitern des Menschen: Bettwanzen. Nun zeigt die Entschlüsselung ihres Erbguts neue Wege zur Bekämpfung der Parasiten. Zwei Studien geben im Fachblatt „Nature Communications“ Aufschluss darüber, welche Schwachstellen die Insekten haben und warum sie oft resistent gegen Insektizide sind.

Bettwanzen nisten sich in Schlafplätze von Warmblütern – vor allem Menschen – ein und ernähren sich von deren Blut. Ausgewachsene Tiere sind nicht dicker als ein Blatt Papier und werden vier bis sechs Millimeter lang. Nach ihrer Mahlzeit können die Parasiten das Siebenfache ihres ursprünglichen Gewichts erreichen. Zudem sind sie robust: Sie sind fast weltweit verbreitet, recht kälteunempfindlich und können 40 Tage ohne Nahrung auskommen. Ihre Stiche verursachen heftig juckende Quaddeln. Die Tiere leben hauptsächlich in Ballungsräumen und verbreiten sich seit Jahren.

Einen Grund dafür nennt Louis Sorkin vom American Museum of Natural History in New York: „Heute weist ein hoher Prozentsatz der Wanzen genetische Mutationen auf, die sie resistent gegen Insektizide machen“, sagt der Zoologe.

Neue Insektizide sollten auf das Larvenstadium abzielen

In der ersten Studie analysierte das Team um Sorkins Kollegen Jeffrey Rosenfeld das Genom der Bettwanze und identifizierte alle Gene, die während der Entwicklungsstadien eine Rolle spielen. Demnach ändert sich die Genexpression, nachdem die Wanzen das erste Mal Blut konsumiert haben. Manche Gene, die danach abgelesen werden, fördern vermutlich die Resistenz der Tiere, indem sie für einen besseren Abbau von Giften sorgen. Daher sollten Insektizide auf das Larvenstadium der Tiere abzielen.

Zudem deutet das Erbgut darauf hin, dass Bettwanzen eine symbiotische Beziehung mit mehr als 400 Bakterienarten haben, die für Fortpflanzung und Wachstum wohl unerlässlich sind. Antibiotika, die diese Keime angreifen, könnten ein weiterer Schlüssel zur Bekämpfung der Parasiten sein.

Die zweite Studie eines Teams um Joshua Benoit von der University of Cincinnati (US-Staat Ohio) untersuchte das Zusammenspiel zwischen Erbanlangen und Proteinen. Die Forscher identifizierten unter anderem Gene, die die Wanze unempfindlich gegen Giftstoffe machen.

Die Wissenschaftler fanden im Wanzenerbgut zudem Hunderte bakterielle Gene. Das Bakterium Wolbachia etwa, das in Zellen der Wanzen lebt, produziert einen Vitamin-B-Cocktail, den die Blutnahrung den Insekten nicht liefert. „Die Identifizierung dieser eingeschleusten Gene gibt den Bettwanzen ein einzigartiges Genprofil, das bei der Schädlingsbekämpfung hilfreich sein könnte“, so die Forscher. Die Erkenntnisse seien wichtig, weil Bettwanzenbefall die Betroffenen stark belaste. Menschen in befallenen Häusern könnten unter Stress, Schlaflosigkeit oder Depression leiden.