Berlin. US-Behörden melden eine sexuell übertragene Infektion. In Nordrhein-Westfalen wurde jetzt ein Patient entlassen. Wie hoch ist das Risiko? Wissenschaftler beruhigen

Das Zika-Virus ist durch ungeschützten Sex auf US-amerikanischem Boden übertragen worden. Das meldete die Gesundheitsbehörde in Dallas im Bundesstaat Texas. Im Laufe der in Lateinamerika grassierenden Epidemie war bislang meist von einer Übertragung durch die in tropischen Gefilden heimische Gelbfiebermücke die Rede gewesen. Die jetzt betroffene Person habe sich bei einem Reiserückkehrer aus einer stark vom Virus betroffenen Region angesteckt.

Auch bei einem Patienten der Düsseldorfer Uniklinik wurde die Infektion in dieser Woche diagnostiziert. Er kam von einer Reise aus Venezuela zurück und ist der sechste infizierte Deutsche seit Ausbruch der Epidemie in Südamerika. Mittlerweile wurde er als gesund entlassen. Besteht trotzdem noch ein Ansteckungsrisiko?

„Jetzt wissen wir, dass das Zika-Virus durch Sex übertragen werden kann“, sagte Zachary Thompson, Direktor der texanischen Gesundheitsbehörde am Dienstag, als die neueste Infektion bekannt gegeben wurde. Neu ist diese Erkenntnis allerdings nicht, sagt Dr. Dennis Tappe, Facharzt für Mikrobiologie am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM).

„Es gibt mindestens einen weiteren dokumentierten Fall, in dem eine sexuelle Übertragung stattgefunden hat. Hierbei hat ein US-Amerikaner im Jahre 2008, der von einer Afrikareise zurückkam, seine Frau angesteckt.“ Demnach handele es sich weder um die erste sexuell übertragene Zika-Virus-Infektion, noch um die erste Ansteckung auf US-amerikanischem Boden. „Warum die Behörden diesen Fall als so brisant einstufen, ist uns derzeit nicht klar“, so Tappe. Sexuelle Übertragungen des Zika-Virus seien eine Randerscheinung.

„Sexuell übertragene Zika-Infektionen sind Einzelfälle“

„Es handelt sich bei sexuell übertragenen Zika-Infektionen um Einzelfälle, die nicht zur Ausbreitung beitragen“, erklärt auch Dr. Regine Heilbronn, Direktorin des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. Sie rät, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, statt in Panik auszubrechen. „Die einzige Risikogruppe zurzeit sind Schwangere. Wenn Reisende aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollten sie einige Wochen aufpassen und zum Beispiel mit Kondomen verhüten.“ Ein genereller Test zum Nachweis der Krankheit sei nicht zwingend nötig. „Nach ein paar Wochen ist die Krankheit nicht mehr ansteckend, wenn man in diesem Zeitraum vorsichtig ist, ist das Ansteckungsrisiko minimal.“

Schwangere selbst sollten hingegen auf keinen Fall in die betroffenen Gebiete reisen, so die Ärztin. Eine Zika-Infektion der Mutter wird mit Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen, einer sogenannten Mikrozephalie, in Verbindung gebracht. So rät auch das Auswärtige Amt, Schwangeren „möglichst von nicht zwingend notwendigen Reisen in Gebiete mit aktuellen Zika-Ausbrüchen Abstand zu nehmen“.

Die Angst, eine Zika-Infektion könnte sich ähnlich verbreiten wie Aids, halten Wissenschaftler für unbegründet. „Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung spielt keine Rolle bei der Verbreitung“, sagt etwa das Robert-Koch-Institut.

Auch Tappe erklärt: „Das Zika-Fieber ist auf keinen Fall mit der Übertragung von Aids vergleichbar.“ Das Zika-Virus befinde sich primär im Blut. „Vom Blut aus kann das Virus theoretisch in einige wenige innere Körperbereiche übergehen, wenn dort Blut hineingelangt, etwa in die Samenflüssigkeit (Hämatospermie)“, so Tappe. So seien etwa während einer Zika-Virus-Epidemie in Tahiti 2013 Blut und Zika-Viren im Sperma eines infizierten Patienten nachgewiesen worden. „Eine Hämatospermie kommt bei Männern aber nur selten vor“, sagt Tappe.

Auch auf anderen pazifischen Inseln kam es schon vor 2015 zu Zika-Epidemien, wo als Folge unter anderem das Guillain-Barré-Syndrom auftrat, vor dem nun einige Medien warnen. „Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die zu Muskelschwäche führen kann. Diese Erkrankung kann im Nachgang zu unterschiedlichen Virusinfektionen auftreten und ist in der Regel nicht bleibend“, erklärt Heilbrunn.

Viele Zika-Patienten hätten allerdings gar keine oder nur leicht grippeähnliche Symptome, die meist schnell abklängen.